Novum: Drei Viererbobs vorn - Positive Rotation
Calgary (dpa) - Die deutschen Bobfahrer haben für ein perfektes Weltcup-Wochenende und für ein Novum gesorgt. In Calgary fuhren alle drei Viererbobs aufs Weltcup-Podium, das hat es seit der Wiedervereinigung weder in der Ära um Wolfgang Hoppe noch in der von Christoph Langen und André Lange gegeben.
Nur bei der EM 2001 in Königssee schafften Matthias Benesch, Langen und Lange einen Dreifach-Erfolg im großen Schlitten. „Jetzt habe ich den 'Dreier' auch als Chefcoach erlebt“, jubelte Langen, der nach der Verletzungspause des Olympia-Zweiten Thomas Florschütz und dem Rücktritt von Lange eigentlich eher Schadensbegrenzung betreiben wollte: „Die Ergebnisse am Anfang sind Nebensache, ich will nur bei der Heim-WM alle drei Titel“.
Nach den Erfolgen in Kanada im Zweierbob durch Cathleen Martini (Oberbärenburg) und Karl Angerer (Königssee) sowie im Teamwettbewerb siegte Manuel Machata vom SC Potsdam mit Andreas Bredau, Michael Makarow und Christian Poser in der Königsdisziplin. Angerer und der Oberhofer Maximilian Arndt komplettierten mit den Plätzen zwei und drei das sensationelle Abschneiden der Mannschaft von Cheftrainer Langen.
Dieser lobte das Team nach seinem Einstand nach Maß. „Es ist eine Truppe zusammen, die richtig kämpft und sich gegenseitig unterstützt. Der Kampf wird dann auf der Bahn ausgefochten“, meinte Langen, der keine Sonderstellung wünscht: „Wir haben erst mal versucht, die Mannschaften alle gleich mit Material auszustatten und alle auf einem Niveau zu betreuen.“
Dennoch war der Perfektionist, der es selbst im Bob auf 17 Goldmedaillen bei Olympia, Welt- und Europameisterschaften brachte, von der Ideallinie seines Teams auf den Bahnen in Übersee überrascht: „Dass die Jungen Wilden hier die Bahnen so gut meistern, das ist schon erstaunlich. Aber das zeigt mir, man muss ihnen einfach mal das Vertrauen geben. Die Fahrspur soll wieder in den Vordergrund rücken und das merken sie jetzt.“
Im Zweier-Wettbewerb leistete sich Angerer oben eine kleine Bande, behielt aber dennoch die Nerven und gewann vor Machata seinen ersten Weltcup im kleinen Schlitten sowie den ersten auf einer Bahn in Übersee. „Das Rennen war natürlich Wahnsinn, im zweiten Lauf wollten wir wohl zu viel und sind am Start noch eine Umdrehung weiter gelaufen. Nach diesem Fehler dachte ich erst, dass es wohl nicht mehr reichen würde“, sagte Angerer, der seinen Glücksbringer daheim hatte: „Meine kleine Tochter Marie geht immer mit gedrückten Daumen ins Bett.“
Auch bei den Frauen läuft es derzeit wieder optimal: Nach dem Auftaktsieg in Whistler durch Sandra Kiriasis gewann nun Cathleen Martini vor ihrer Dauer-Rivalin aus Winterberg. Und der „Zickenkrieg“ aus der vergangenen Saison ist auch beigelegt. Die Rotation von Langen bei den Bremserinnen wirkte sich dabei wohl positiv aus. „Sie können damit gut leben und sehen, dass sie Erfolg haben. Das ist erst mal der richtige Weg“, meinte Langen, während sich Martini über ihren insgesamt 14. Weltcupsieg freute: „Ich habe die Kiste oben richtig laufen lassen und ohne groben Fehler den volles Speed mit runter genommen.“