Eis-Sprinter Ihle strahlt zweimal vom Podest
Inzell (dpa) - Nico Ihle riss strahlend die Arme in die Luft, Jenny Wolf feierte einen würdigen Abschied von ihren deutschen Fans. Vor allem die deutschen Sprinter haben beim Weltcup in Inzell das angekratzte Image der deutschen Eisschnellläufer ein wenig aufpoliert.
Zwei Wochen nach den ersten Winterspielen ohne deutsche Olympia-Medaille seit 50 Jahren sorgten fünf Podestplätze für beste Stimmung unter den rund 5000 Zuschauern beim letzten Heimspiel der Saison. Einzig Claudia Pechstein war nach gerade überstandenem Infekt mit Platz sieben überhaupt nicht zufrieden.
„Das war Wahnsinn. Olympia hat bei mir völlig neue Motivationen freigesetzt“, bekannte der Chemnitzer Nico Ihle am Sonntag nach seinem Supersprint auf den zweiten Platz über 500 Meter. Es war die beste Weltcup-Platzierung seiner Karriere, nachdem ihm schon tags zuvor ein dritter Platz gelungen war. In 34,97 Sekunden toppte der 28-jährige seine Flachland-Bestmarke aus dem Olympia-Rennen um zwei Hundertstel und bezwang Vortagssieger Ronald Mulder aus den Niederlanden im direkten Duell. Nur der Olympia-Zweite Jan Smeekens verhinderte in 34,91 Sekunden den ersten internationalen Erfolg des starken Sachsen.
„Wir haben hier super zurückgeschlagen. Das war die beste Antwort auf Olympia“, meinte Ihle zur enttäuschenden Bilanz der Deutschen in Sotschi, wo er mit Platz vier über 1000 Meter der Medaille noch am nächsten kam. „Ich spüre jetzt langsam, dass wir Männer in Deutschland mehr Anerkennung bekommen. Endlich werden auch unsere Rennen im Fernsehen übertragen. Der Umbruch ist im vollen Gange“, meinte er stolz. Früher eine Topplatzierung für ihn, war der achte Platz über 1000 Meter dann schon eine kleine Ernüchterung. In 1:09,54 Minuten trennten ihn nur 0,84 Sekunden von US-Sieger Shani Davis, der sich für sein unbefriedigendes Olympia-Abschneiden rehabilitierte.
Den Aufwärtstrend der deutschen Herren unterstrich auch Patrick Beckert mit dem dritten Platz über 5000 Meter. Auf dem schnellen Inzeller Eis war es für den Erfurter die zweite Platzierung auf dem Siegertreppchen. Beim Sieg von 10 000-m-Olympiasieger Jorrit Bergsma aus den Niederlanden (6:14,68) war er über seine 6:22,71 Minuten angesichts einer Erkältung bis zur Vorwoche zufrieden.
„Natürlich freue ich mich über den Podestplatz, aber noch viel lieber hätte ich natürlich eine olympische Medaille gewonnen“, meinte der ehrgeizige Thüringer. Betroffen von einer Erkältung zeigte sich Claudia Pechstein, für die Platz sieben über 3000 Meter in mäßigen 4:07,11 Minuten die schlechteste Saison-Platzierung auf den Langstrecken bedeutete. Sauer über ihren nicht aufgegangenen Plan wollte sie auch keine Statements zu ihrer Leistung abgeben.
Einen versöhnlichen Abschied von ihrem Publikum feierte indes Jenny Wolf auf der Ehrenrunde mit zwei Blumensträußen. Im drittletzten Rennen ihrer Karriere schaffte sie mit Rang drei in 37,89 Sekunden zum fünften Mal in diesem Winter den Sprung auf das Siegerpodest. „Das war ein echt guter Lauf. Jetzt hoffe ich auf einen schönen Abschluss meiner Karriere in Heerenveen“, sagte die 35-Jährige. Beide Siege über 500 Meter und auch die 1000 Meter am Sonntag gingen an die wieder erstarkte US-Amerikanerin Heather Richardson.
Judith Hesse hatte tags zuvor einen idealen Lauf erwischt und sich auf Platz zwei ihren ersten Podestrang über 500 Meter gesichert. „Ich habe noch immer Wut im Bauch. Und das wird auch in zwei Jahren noch so sein“, meinte die Erfurterin, auf ihre zwei Fehlstarts in Sotschi anspielend. Im zweiten Rennen musste sie mit Rang sieben zufrieden sein und am Sonntag wegen Halsschmerzen auf die 1000 Meter verzichten.