Eisschnellläufer Ihle stürmt aufs Weltcup-Podest
Erfurt (dpa) - Nico Ihle erklomm als erster deutscher Eisschnellläufer seit 24 Jahren das Podest für Platz drei im Gesamt-Weltcup über 1000 Meter. Zuletzt hatte der Berliner Uwe-Jens Mey 1991 den Weltcup über 500 Meter gewonnen.
Der Chemnitzer hat seinen Frust nach der verpatzten Sprint-WM glänzend verarbeitet. „Dieser dritte Weltcup-Platz bedeutet mir so viel. 24 Jahre ist das keinem deutschen Mann gelungen, deshalb bin ich jetzt sehr stolz“, meinte der Sachse in Erfurt. Eine Prämie von 7000 Dollar gab es als Zugabe. Noch vor drei Wochen war er wegen der Disqualifikation bei der Sprint-WM in Astana fast im Boden versunken. „Jetzt habe ich bewiesen, dass ich es kann. Und dass dies hier vor so vielen Freunden und meiner Familie passiert, empfinde ich als sehr schönes Gefühl.“
Mit 402 Punkten musste er im Klassement nur dem Russen Pawel Kulischnikow (700) und dem Niederländer Kjeld Nuis (571) den Vortritt lassen. Dazu reichte Ihle im Schlussrennen der Saison ein fünfter Platz. In 1:09,55 Minuten fehlten dem 29 Jahre alten Olympia-Vierten am Samstag nur 0,08 Sekunden auf Platz drei. Streckensieger wurde der Kanadier Denny Morrison in 1:09,07 Minuten.
Zuvor war Ihle als Achter über 500 Meter noch unzufrieden. Als schnellster Mann auf dem Eis erwies sich Kulischnikow, der bei seinem achten Saisonsieg über 500 Meter in 34,71 Sekunden den sechs Jahre alten Bahnrekord des Chinesen Fengtong Yu um 0,20 Sekunden verbesserte. Damit ist dem Russen schon vor dem abschließenden Rennen auch der mit 15 000 Dollar prämierte Gesamterfolg über 500 Meter nicht mehr zu nehmen. Ihle behauptet im Klassement den fünften Rang. „Am Sonntag fahre ich noch einmal volle Attacke“, kündigte er an.
Einen glanzvollen Schlusspunkt unter die Saison setzte Patrick Beckert. Der Lokalmatador erkämpfte in 6:21,80 Minuten als Dritter über 5000 Meter seine dritte Podestplatzierung in einem Weltcup-Einzelrennen. „Die Erwartungen hier in Erfurt waren sehr hoch. Umso schöner, jetzt auf dem Podest zu stehen“, sagte der 24-Jährige, der damit im Klassement einen Sprung auf Platz vier machte. Nicht gefährden konnte er den niederländischen 10 000-Meter-Olympiasieger Jorrit Bergsma, der in 6:17,49 Minuten gewann und auch den Langstrecken-Cup holte.
Eine Enttäuschung gab es für Judith Hesse, deren Foto alle Ankündigungen für das Finale auf ihrer Heimbahn schmückte. „Eigentlich der schönste Wettkampf der Saison. Ich bin traurig, dass mir in der ersten Kurve ein Fehler passiert ist. Das muss am Sonntag unbedingt besser werden“, meinte die Erfurterin nach ihrem 13. Rang in 39,17 Sekunden.
Der Sieg ging in Abwesenheit der Weltcupführenden Lee Sang-Hwa aus Südkorea an Weltmeisterin Heather Richardson. Die US-Amerikanerin gewann in 37,80 Sekunden vor ihrer Teamgefährtin Brittany Bowe, die 37,93 Sekunden lief. Damit zog Richardson im Gesamtklassement an Hesse vorbei auf Platz drei. In Führung liegt weiter Olympiasiegerin Lee (880 Punkte), die den Cup am Sonntag an die derzeit zweitplatzierte Nao Kodaira aus Japan (820) verlieren dürfte.
Die 15 000 Dollar für den 1500-Meter-Weltcup sicherte sich die Niederländerin Marrit Leenstra dank eines vierten Platzes. Den Sieg im letzten Saisonrennen holte sich Brittany Bowe in 1:55,88 Minuten.