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Eisschnelllauf-Olympiasieger Erhard Keller wird 70

München (dpa) - Sein runden Geburtstag feiert er mit 14 Freunden mit einem Frühschoppen in der Bar „Italia“ in München-Grünwald, Heiligabend verbringt er dann eher ruhig. „Christkind“ Erhard Keller genießt auch zum 70. Geburtstag am 24. Dezember sein Leben bei bester Gesundheit.

Foto: dpa

Fast täglich absolviert er mit seinem Rüden „Telly“ Waldläufe und wird dabei voll gefordert. „Wenn ich nach sieben Kilometern schlapp bin, geht es für Telly erst richtig los“, sagt Keller mit einem Schmunzeln. Im Sommer steht das Golfspielen im Vordergrund. „Ich habe ein kleines Haus an der Adria in Italien, da habe ich es 20 Meter bis zum ersten Abschlag“, verriet der Olympiasieger von 1968 und 1972 über 500 Meter, der als Moderator beim „Spiel ohne Grenzen“ und dem „Aktuellen Sportstudio“ im ZDF einem großen Publikum bekannt wurde.

Gerade erst am vierten Advent drehte der rüstige Privatier ein paar Runden auf der Eisbahn in München und schaute dem Eisschnelllauf-Nachwuchs zu. Beim Blick über die dünnen Starterfelder auf der Eisbahn machte Keller seinen Sorgen Luft: „Es ist kein Nachwuchs mehr da. Es gibt nur noch wenige Talente. Aber bei vielen sind die Eltern oft nicht bereit, die Fahrtwege in Kauf zu nehmen. Im Mittelpunkt steht die schulische Ausbildung der Kinder“, sagt Keller.

„Wenn in der Zeitung sehe, dass das Münchner Sportgymnasium per Annonce dringend junge Sportler sucht, weil sie sonst schließen müssen, ist das ein Problem für den gesamten Sport“, sagt er. „Wir haben nur noch sehr kleine Eliten, keinen richtigen Volkssport mehr. Die Vielfalt des Sports wird in Deutschland verloren gehen.“ Keller selbst war einst Teil dieser Vielfalt, er war der schnellste Mann der Welt auf dem Eis, wurde 2011 in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen und ging nach zehn Weltrekorden über 500 und 1000 Meter sowie dem WM-Titel 1971 als „Windhund von Inzell“ in die Sport-Historie ein. Heute kritisiert er das mangelnde Werben um einen starken Nachwuchs im deutschen Sport: „Es ist leider eine Tatsache, dass 90 Prozent der Kinder nur zum Leistungssport finden, weil die Eltern auch aktiv waren“, sagt er.

Eine weitere Enttäuschung war für Keller als Olympia-Botschafter das Scheitern seiner Heimatstadt München mit der Bewerbung um die Winterspiele 2018. „Ich mache den Funktionären den Vorwurf, dass man im Vorfeld nicht erkannte, dass wir eigentlich keine Chance hatten. Wenn wir gewusst hätten, wie es im IOC aussieht, hätten wir nicht so viel Geld in die Bewerbung investieren müssen“, analysierte Keller. In den von IOC-Präsident Thomas Bach angekündigten Reformen sieht er aber eine Chance für die olympische Bewegung: „Das ist der richtige Weg. Künftig wird es möglich sein, vielleicht noch einmal gemeinsam mit Österreich Winterspiele auszurichten.“

Auch den Kampf einer deutschen Stadt um die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 sieht Keller nicht chancenlos. „Berlin hat aber größere Chancen als Hamburg, das Renommee der Hauptstadt ist einfach größer“, sagte er. Hamburg habe mit seiner Nähe zum Wasser allerdings auch seinen Reiz.

Auf seine Amateur-Karriere, die 1972 mit dem Wechsel in den amerikanischen Profizirkus endete, blickt Keller heute zufrieden zurück. „Trotz der Summen, die heute fließen: Ich würde mit keinem der Stars tauschen wollen. Ich hatte damals neben dem Sport noch Zeit, mein Studium zu absolvieren. Heute bleibt kaum noch Zeit, neben dem Sport an die Zukunft zu denken.“ Mit den in Profirennen eingenommenen rund 350 000 Mark finanzierte er die Einrichtung seiner Zahnarzt-Praxis. Durch den Verlust seines Amateurstatus' büßte er allerdings die Chance ein, 1976 seinen olympischen Hattrick zu vollenden.