Fall Baumgärtner: Athletenkommission fürchtet „Willkür“
Berlin (dpa) - Jetzt hat sich sogar die Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in den Streitfall zwischen dem Chemnitzer Alexej Baumgärtner und der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) eingeschaltet.
„Es gibt in diesem Fall keine klare Linie, wie mit dem Athleten verfahren wird. Deshalb haben wir dem Präsidium der DESG einen zweiseitigen Fragenkatalog zugesandt und ein Ultimatum bis zum Wochenende gestellt, ihn zu beantworten“, sagte DOSB-Athletensprecher Christian Breuer er Nachrichtenagentur dpa.
Es sei der Eindruck entstanden, dass hier „Willkür gegenüber einem Athleten“ im Spiel sei, sagte Breuer. „An einem Tag gibt es eine Entscheidung des Trainers, am anderen eine andere des Präsidenten - und der Sportler weiß gar nicht mehr, woran er ist“, fügte Breuer hinzu.
Am Donnerstag wurde Baumgärtner für den Weltcup-Auftakt im japanischen Obihiro vom 14. bis 16. November nominiert. „Er hat sich sportlich qualifiziert, deshalb reist er mit. Die anderen Dinge müssen später geklärt werden“, sagte der Cheftrainer Markus Eicher der dpa. Tags zuvor hatte es in Abwesenheit von Eicher ein Gespräch von Baumgärtner mit seinem Trainer Klaus Ebert und DESG-Leistungssportreferentin Isolde Weidner in Berlin gegeben, in dem keine endgültige Klärung erzielt werden konnte. „Nach den Weltcups müssen wir endlich klären, wie es in Zukunft weitergeht“, erklärte Eicher.
Eicher hatte nach den deutschen Meisterschaften in Berlin Baumgärtner zu einer Unterlassungserklärung aufgefordert, in der er sich voll umfänglich in das Training der DESG einreihen werde. Die DOSB-Athletenkommission fordert nun von allen Präsidiumsmitgliedern Auskunft, ob es für den Umgang mit Baumgärtner einen Präsidiumsbeschluss gegeben habe.
„Ich bin enttäuscht und verwundert über die Position der DESG, dass sie nicht nach den Möglichkeiten schaut, die unser Konzept dem Sportler bietet. Wir befinden uns immer noch in Gesprächen mit den Verantwortlichen des deutschen Verbandes, um zu erreichen, dass Alexej das Eisschnelllaufen auf die von ihm gewünschte Weise ausüben kann“, hatte sich Stressless-Teamchef Bart Veldkamp, der Olympiasieger von 1992 über 10 000 Meter, noch zu Beginn der Woche über die DESG beklagt.