„Für mich zählt, dass es Eiskunstlauf ist“: Szolkowy trainiert Russen
Oberstdorf (dpa) - Die Nervosität bei Robin Szolkowy war in der Eishalle von Oberstdorf sofort wieder da. „Wie schon in Verona bei der ersten Show mit meiner neuen Schweizer Partnerin Myriam Leuenberger.
Sobald wir uns der Eishalle näherten, ging der Herzschlag schneller“, sagte der 35-Jährige.
„Jetzt lässt die Aufregung langsam nach“, lächelt Szolkowy. Dabei muss der fünfmalige deutsche Paarlauf-Weltmeister selbst keine dreifachen Sprünge mehr zeigen, sondern stand bei der Nebelhorn Trophy erstmals als Trainer bei einem Wettkampf an der Bande - in einer russischen Teamjacke.
In Oberstdorf war Szolkowy ein gefragter Mann, eilte zwischen Training und Wettkampf von Interview zu Interview. „Als Sportler hatte ich es leichter“, sagte er scherzhaft. Am Rande der Nebelhorn-Trophy gaben er und seine neue Chefin Nina Mozer, Trainerin der Olympiasieger Tatjana Wolososchar/Maxim Trankow, offiziell ihre Zusammenarbeit bekannt. „Robin mit seiner Erfahrung ist interessant für jedes Team. Mir gefiel schon immer, wie Aljona Savchenko und Robin Szolkowy gelaufen sind. So jemand wie er soll dem Eiskunstlauf nicht verloren gehen“, sagte Mozer der Nachrichtenagentur dpa.
Im Allgäu führte er die Vize-Juniorenweltmeister Jewgenja Tarasowa/Wladimir Morozow auf Platz zwei. Es nicht ausgeschlossen, dass Szolkowy sogar den ehemaligen Konkurrenten Wolososchar/Trankow Tipps gibt. „Auf dem Eis, im Wettkampf, hat man keine Freunde, das ist klar. Du kämpfst gegeneinander, aber du kannst danach immer noch ein Bier zusammen trinken“, sagte Szolkowy. „Für manche Leute mag es seltsam klingen, dass ich nun mit dem russischen Team arbeite, aber für mich zählt nur, dass es Eiskunstlauf ist. Mir gefällt die Idee, etwas internationaler zu werden.“
Szolkowy wird nun öfter in Moskau arbeiten und nach Chemnitz pendeln. „Wir werden sehen, ob es ein Vollzeit- oder ein Teilzeitjob ist. Ich habe noch viele andere Projekte, aber der Trainer-Part hat Priorität.“ Dafür will der Weltmeister nun noch Russisch lernen. Zusammen mit seiner Schweizer Ehefrau hat er auch eine eigene Sportvermarktungsfirma gegründet.
Szolkowy will zusätzlich aber auch dem deutschen Eiskunstlauf helfen: „Ich bin offen dafür. In Deutschland gibt es Ideen, den Paarlauf zu entwickeln.“ Daher hat der zweifache Bronzemedaillengewinner bei Olympia mit der Trainerausbildung der Deutschen Eislauf-Union (DEU) begonnen. „Wir sehen es positiv, dass er über den Tellerrand hinausblickt und wir haben Gespräche mit ihm“, sagte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf.