Skisprung-Olympiasieger Morgenstern beendet Karriere

Salzburg (dpa) - Die Angst nach dem Horrorsturz war am Ende zu groß. Der dreimalige Skisprung-Olympiasieger Thomas Morgenstern hat seine Karriere beendet.

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„Wenn du auf dem Balken sitzt und denkst, dass die Bindung aufgehen könnte, sind das schlechte Voraussetzungen“, erklärte der 27 Jahre alte Österreicher auf einer Pressekonferenz in Salzburg. „Ich habe alles darangesetzt, wieder mein Selbstvertrauen zu finden und dorthin zurückzukommen, wo ich einmal war. Das ist mir nicht gelungen.“

Die Furcht war zuletzt ständiger Begleiter. Zu schlimm war der schwere Sturz zu Beginn des Jahres, als sich Morgenstern am Kulm schwere Kopfverletzungen sowie eine Lungenquetschung zuzog und auf der Intensivstation lag. Doch nur fünf Wochen später holte „Morgi“ olympisches Team-Silber in Sotschi. „Vor vier Wochen in Planica hatte ich Angst vor dem Springen“, erzählte Morgenstern und ergänzte: „Die Entscheidung hat sich über den Sommer ergeben. Es war kein einfacher, aber logischer Schritt.“ Der Kärntner wirkte am Tag seines Abschieds gefasst und erleichtert.

Gerade einmal einen Monat vor seinem schweren Unfall am Kulm hatte er bei einem Sturz in Titisee-Neustadt neben einem Fingerbruch schwere Prellungen erlitten. Zwölf Tage später startete Morgenstern bei der Vierschanzentournee und landete ohne jegliche Trainingssprünge auf Gesamtrang zwei. „Ich habe aus jedem Sturz das Positive mitgenommen“, beteuerte der Österreicher, der in seiner Karriere die „positiven Momente überwiegen“ sieht.

Nach Sotschi verkündete der Vater einer einjährigen Tochter seine Entscheidung, die Saison vorzeitig zu beenden. Jetzt kam das Karriere-Aus. Zuletzt hatte er einen Trainingskurs in Innsbruck abgebrochen und den neuen ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin um eine Auszeit gebeten. Für den Österreicher schloss sich acht Jahre nach seinem ersten Olympiasieg in Turin ein Kreis. „Der schönste Moment war Turin. Nicht nur, weil ich Olympiasieger geworden bin, sondern das ganze Drumherum. Diese Momente werde ich vermissen“, gestand Morgenstern.

Sein Teamkollege Gregor Schlierenzauer bedankte sich auf seiner Facebook-Seite für „den gemeinsamen Weg und den gegenseitigen Respekt. Man kann vor Thomas und seiner Entscheidung nur den Hut ziehen. Das, was er erreicht hat, spricht für sich“, schrieb Schlierenzauer. Der deutsche Team-Olympiasieger Severin Freund sprach von einem sportlichen Verlust. „Große Hochachtung für Thomas Morgenstern für diese Entscheidung! Aber nach dem letzten Jahr wars ja schon grandios so schnell auf die Schanze zurückzukommen!“, teilte Freund via Facebook mit.

Mit elf Weltmeistertiteln (inklusive Skifliegen), zwei Gesamtweltcup-Siegen sowie dem Gewinn der Vierschanzentournee hat der Springer aus Spittal an der Drau alle relevanten Titel in der Szene für sich erobert. Er ist nach dem Kombinierer Felix Gottwald der zweiterfolgreichste Olympionike Österreichs. „Ich habe eine sehr schöne und erfolgreiche Karriere hinter mir“, sagte Morgenstern, dem für die Zukunft noch keine konkrete Planung vorschwebt: „Weil das Skispringen bis jetzt für mich vorrangig war, hat kein Plan B für mich gegolten. Ich werde das finden, was mir am meisten Spaß macht.“