Interview: „Der Felix macht das schon“
Christian Neureuther und Rosi Mittermaier über den besten deutschen Skifahrer — ihren Sohn.
Ingolstadt. Am kommenden Montag beginnt die Ski-Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen. Bei Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, den Eltern der Medaillenhoffnung Felix Neureuther (26), ist die Vorfreude auf das Ereignis groß.
Wie sehr fiebern Sie denn der WM schon entgegen?
Mittermaier (lacht): Überall ist Fieber, bei uns daheim und im Ort. Überall sind Lastwagen, Tribünen werden gebaut, die Spannung vor der Eröffnungsshow steigt. Neureuther: 45 Minuten live in der ARD, das sind schon olympische Dimensionen. In Garmisch hat es ja seit der WM 1978 kein solches Großereignis mehr gegeben. Das geht den Menschen dann schon ans Herz.
Wäre eine gelungene WM noch einmal ein Stimmungsmacher für die Olympia-Bewerbung 2018?
Neureuther: Generell ist Garmisch-Partenkirchen ja nicht gegen Olympia. Wir müssen den Menschen zeigen, was der Sport bewirken kann. An Nachhaltigkeit für die jungen Menschen und den Ort, der wieder ein Topskigebiet geworden ist. Die Gegner können wir nur noch am Herzen packen und ihnen sagen, dass sie über den persönliche Schäden stehen sollen. Man ist da mit den Menschen falsch umgegangen. Aber eine schöne WM wird sicher auch in die Entscheidung des IOC reinwirken. Mittermaier: Das Motto ist ,Festspiele im Schnee’, und so soll es werden. Wie bei der Fußball-WM 2006. Das geht auch im Winter.
Herr Neureuther, Sie haben 1974 in Garmisch-Partenkirchen einen Weltcup-Slalom gewonnen. Wie präsent ist das noch bei Ihnen, wenn der Sohn dann auf dem Hang runterfährt?
Mittermaier: Das sind Eindrücke, die man nicht vergisst. In meinem Heimatort hab ich ja jeden Torrichter gekannt. Darum war es so schön, dass der Felix im letzten Jahr das Gleiche erlebt hat.
Herr Neureuther, man hat Ihnen immer nachgesagt, dass Sie mit dem Druck nicht gut umgehen konnten. Wie ist das bei Felix?
Neureuther: Gottseidank hat der Felix auch 50 Prozent von der Mutter. Wenn er gut fährt, hat er alles von der Mama, und wenn er schlecht fährt alles vom Vater. Mittermaier: Ich vertraue einfach darauf, dass es gut geht. Meine größte Freude ist, dass er so viele Freunde hat, die alle zuschauen. Die mögen ihn alle gern. Die Hundertstel hin oder her oder die Medaille, das ist für Außenstehende wichtig, für mich selber nicht so. Felix ist ein positiver Bursche, er macht das schon.
Sehen Sie Felix im Vorfeld der WM noch oft?
Mittermaier: Ja, ja. Er bringt seine Riesentasche und seine Wäsche mit. Alles ganz normal.
Wie können Sie ihm noch helfen?
Neureuther: Beim Essen. Der ruft dann an und sagt, er kommt mit ein paar Freunden, dann darf die Mama kochen. Innerhalb von einer halben Stunde. Mittermaier: Vor ein paar Tagen hat er den Basti Schweinsteiger und ein paar andere mitgebracht. Die können ja auch nirgends in Ruhe zum Essen hingehen. Da hab ich halt dann Dampfnudeln und Kaiserschmarrn gemacht.
Muss er sich nicht einschränken?
Mittermaier: Nein, der darf alles essen. Nur keine Mohnsemmeln. Wegen Doping. Neureuther: Vor kurzem hat der Ted Ligety (US-Rennläufer, Anm. d. Red.) bei uns übernachtet. Er wollte selbst die Wäsche waschen. Aber das hat dann die Rosi gemacht. Und wie es bei uns üblich ist, hat er auch die Unterhosen gebügelt zurückbekommen. Der Ted war völlig fertig. Das hat er noch nie erlebt. Wir sind das gewohnt.
Was erwarten Sie sich denn von der WM, beispielsweise von Maria Riesch?
Neureuther: Das ist ein Glücksfall für die Veranstalter, wenn die Topfavoritin auch noch aus dem Ort kommt. Maria hat fünf Mal die Chance, eine Medaille zu gewinnen, als Topfavoritin, selbst im Riesenslalom. Viktoria Rebensburg ist für mich eine der heißesten Favoritinnen im Riesenslalom. Im Super G hat sie auch eine Chance. Wir sind richtig gut aufgestellt.
Bei den Männern ist das nicht so, da ist Felix fast Einzelkämpfer
Mittermaier: Schade, dass sich Stephan Keppler verletzt hat. Neureuther: Der Felix fährt den Riesenlsalom ganz gut, den Slalom sowieso, und im Team-Event haben wir dank der Mädels auch Chancen.