Kanadier Chan verteidigt WM-Titel - Liebers auf 20
Nizza (dpa) - Mit überragenden Vorstellungen haben sich der Kanadier Patrick Chan und die Italienerin Carolina Kostner die Einzeltitel zum Abschluss der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Nizza gesichert.
Der 21 Jahre alte Ausnahme-Läufer verteidigte mit einer fast fehlerfreien Kür seinen Titel und sicherte sich ebenso wie die Wahl-Oberstdorferin ein Preisgeld von 45 000 Dollar (34 255 Euro). Silber und Bronze gewannen bei den Herren die Japaner Daisuke Takahashi und Yuzuru Hanyu, bei den Damen Alena Leonawa aus Russland und Akiko Suzuki aus Japan.
Der Berliner Peter Liebers und die Mannheimerin Sarah Hecken beendeten die Saison abgeschlagen auf Rang 20. Chan lag mit 266,11 Punkten vor dem stilvollen Takahashi (259,66), den manche Experten vorn sahen. Der umjubelte Ex-Weltmeister Brian Joubert legte zwar ein Klasse-Programm mit vierfachem Toeloop und Salchow hin. Weil er aber außer Sprüngen nicht viel zu bieten hatte, wurde er mit 244,58 Zählern nur Vierter.
Nach einem guten Vortrag und zwei dreifachen Axel fiel Liebers seiner Trainerin Viola Striegler im Palais des Expositions erleichtert um den Hals. „Mit der Kür habe ich einen versöhnlichen Abschluss geschafft, nachdem ich im Kurzprogramm meinen Tiefpunkt hatte“, sagte der deutsche Meister. Er erhielt 184,13 Punkte. „Ich habe meine Motivation daraus geschöpft, noch einmal alles zu geben und um jedes Element zu kämpfen.“
Nach dem Bruch des Kreuzbeines in der Vorbereitung auf den Winter beim Choreographie-Training in Toronto hatte der 23-Jährige lange um den Anschluss gekämpft und war auch bei der EM im Januar als 15. alles andere als stabil. „Immerhin habe ich hier beide Axel gezeigt, ich hatte ja nichts zu verlieren“, kommentierte Liebers seinen Auftritt vor 7500 Zuschauern.
Seine Eingangskombination aus dreifachem Axel und Doppel-Toelopp war nicht so hochwertig wie die der Topläufer, aber immerhin gestanden. Im Vormittagstraining hatte er sogar noch den vierfachen Toeloop aufs Eis gebracht, ihn dann aber vor Publikum doch nicht gewagt. „Ich habe mich im letzten Moment umentschieden, wollte lieber ein sicheres Programm laufen“, meinte der Student der Biotechnologie. Das kritisierte Udo Dönsdorf, Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU): „Wenn ich ganz hinten bin, kann ich auch einmal etwas riskieren.“ Alle guten Läufer boten einen Vierfach-Sprung an.
Auch Hecken lief der Konkurrenz meilenweit hinterher. Die Kombi aus dreifach- und zweifach-Toeloop war einfach zu brav, zudem stürzte sie danach beim Einzeltoeloop. „Das war eine ganz andere Erfahrung in diesem Winter, durch die Verletzung konnte ich zu wenige Wettkämpfe bestreiten“, sagte die 18 Jahre alte Abiturientin. Nach einer Schleimbeutel-OP am Fuß kam sie nicht mehr auf die Beine. „Sicherlich waren Peter und Sarah verletzt, aber ich muss da mehr erwarten“, kritisierte Dönsdorf.
Dass auch Europäerinnen mit der sprunggewaltigen Elite aus Asien mithalten können, zeigte die in Oberstdorf bei Michael Huth trainierende Kostner. Die 25-Jährige stabilisierte ihr Sprungrepertoire und punktet Jahr für Jahr mehr mit ihrer Ausstrahlung. Bei der zehnten WM klappte es endlich mit dem Titel.