Pechstein geschwächt nach Inzell

Inzell (dpa) - Die anfängliche Enttäuschung über die Ablehnung ihrer Schadenersatz-Forderung ist verflogen. Die Nachwirkungen eines Infekts aber quälen Claudia Pechstein vor dem letzten Heim-Weltcup der Eisschnellläufer in Inzell.

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„Eine Woche lang konnte ich überhaupt nicht auf dem Eis trainieren“, teilte die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin auf ihrer Homepage mit. „Von daher würde es mich überraschen, wenn ich am Wochenende in Inzell vorne mitlaufen könnte“, berichtete sie.

Die 42-jährige Berlinerin wird am Freitag in Inzell auf die ungeliebten 1500 Meter verzichten, um Kräfte für die 3000 Meter zu sparen. Im Gesamtweltcup rangiert die 42 Jahre alte Berlinerin mit 340 Punkten klar auf Platz zwei hinter der Tschechin Martina Sablikova (380) und könnte mit dieser Platzierung nach dem Weltcup-Finale kommende Woche in Heerenveen ein Preisgeld von 10 000 Dollar einstreichen. „Mit zwei ordentlichen Leistungen hoffe ich, den Rang verteidigen zu können. Das ist mein Ziel“, erklärte Pechstein, die zudem beim Massenstartrennen am Sonntag dabei sein will.

Die deutschen Herren wollen ihren in Sotschi nachgewiesenen Aufwärtstrend auch in Inzell unterstreichen. Jenny Wolf hat die Chance, zum Ausklang ihrer Karriere noch in die Top 3 des Weltcups über 500 Meter zu rutschen. Olympiasiegerin Lee Sang-Hwa hat wie das gesamte südkoreanische Team ihre Starts in Inzell und Heerenveen abgesagt, so dass sie ihre Führung im Sprint-Klassement und die damit verbundenen 15 000 Dollar noch einbüßen dürfte.

Auch die beiden niederländischen Doppel-Olympiasieger Sven Kramer und Jorien Ter Mors fehlen in Inzell. Kramer unterzog sich am Donnerstag einer Nasen-Operation, Ter Mors konzentriert sich auf die Shorttrack-WM. Dennoch gibt sich ein Dutzend Olympiasieger von Sotschi in Inzell ein Stelldichein und darf auf ideale Eis-Bedingungen hoffen. „Das Eis ist fast mit dem von Calgary vergleichbar. Ich erwarte hervorragende Zeiten“, äußerte sich Cheftrainer Markus Eicher zuversichtlich.

Obwohl die nach den Misserfolgen von Sotschi heftig kritisierte Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft in Inzell vielen Nachwuchs-Leuten eine Chance gibt, ruhen die Hoffnungen auf Podestplätze aber fast ausschließlich auf den Routiniers Wolf und Pechstein. Erstmals äußerte sich Pechstein am Donnerstag auch zum Urteil des Münchner Landgerichtes. Die Kammer hatte ihr zwar Schadenersatz verwehrt, aber zugleich den Zwang für Sportler gekippt, sich in strittigen Fragen allein der Sportgerichtsbarkeit zu unterwerfen.

„Dafür, dass die Richterinnen am Landgericht den Schiedsspruch des CAS inhaltlich weder prüfen konnten noch durften, ist die Kritik am Vorgehen der CAS-Richter erstaunlich deutlich ausgefallen“, kommentierte Pechstein und verwies auf die Urteilsbegründung, in der formuliert ist: „Angesichts der nach Abschluss des Schiedsverfahrens gewonnenen medizinischen Erkenntnisse und angesichts der zwischenzeitlich geltenden Richtlinien der Welt Anti-Doping Agentur ... erscheint es fraglich, ob der Schiedsspruch vom 25.11.2009 inhaltlich zutreffend ist.“ Das treffe den Kern der Sache ziemlich auf den Punkt, schrieb Pechstein. Das mache ihr Hoffnung für weitere Rechtsschritte.