Pechstein holt 31. Sieg - Ihle mit zwei Podestplätzen

Inzell (dpa) - Nico Ihle riss strahlend die Arme in die Luft, Jenny Wolf feierte einen würdigen Abschied von ihren deutschen Fans, den goldenen Schlusspunkt setzte Claudia Pechstein im Massenstartrennen.

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Die deutschen Eisschnellläufer haben beim Weltcup in Inzell das bei Olympia angekratzte Image aufpoliert. Zwei Wochen nach den ersten Winterspielen ohne deutsche Olympia-Medaille seit 50 Jahren sorgten sechs Podestplätze für beste Stimmung unter den rund 5000 Zuschauern beim letzten Heimspiel der Saison.

„Es hat noch keine gegeben, die mit 42 Jahren einen Weltcupsieg erkämpft. Das lief heute super“, meinte Pechstein glücklich, nach dem ihr zum Abschluss im Massenstartrennen der 31. Weltcupsieg ihrer Laufbahn gelang. Tags zuvor hatte sie noch wortlos die Arena verlassen, da nach gerade überstandenem Infekt Platz sieben ihre schlechteste Saison-Platzierung auf den Langstrecken bedeutete. „Da war ich schon enttäuscht, aber mit dem Alter kann man nicht immer vorn sein“, räumte sie ein. Am Sonntag lief sie sechs Runden vor Schluss mit Janneke Ensing dem Feld davon und bezwang die Niederländerin im Spurt. „Das hat schon geschlaucht“, meinte sie.

In bester Stimmung war in Inzell auch Nico Ihle. „Das war Wahnsinn. Olympia hat bei mir völlig neue Motivationen freigesetzt“, bekannte der Chemnitzer am Sonntag nach seinem Supersprint auf den zweiten Platz über 500 Meter. Es war die beste Weltcup-Platzierung seiner Karriere, nachdem ihm schon tags zuvor ein dritter Rang gelungen war. In 34,97 Sekunden toppte der 28-Jährige seine Flachland-Bestmarke aus dem Olympia-Rennen um zwei Hundertstel und bezwang Vortagssieger Ronald Mulder aus den Niederlanden im direkten Duell. Nur der Olympia-Zweite Jan Smeekens verhinderte in 34,91 Sekunden den ersten internationalen Erfolg des starken Sachsen.

„Wir haben hier super zurückgeschlagen. Das war die beste Antwort auf Olympia“, meinte Ihle zur enttäuschenden Bilanz der Deutschen in Sotschi, wo er - wie Pechstein über 3000 m - mit Platz vier über 1000 Meter der Medaille am nächsten kam. „Ich spüre jetzt langsam, dass wir Männer in Deutschland mehr Anerkennung bekommen. Endlich werden unsere Rennen im Fernsehen übertragen. Der Umbruch ist im vollen Gange“, meinte er stolz.

Den Aufwärtstrend der deutschen Herren unterstrich auch Patrick Beckert mit dem dritten Platz über 5000 Meter. Auf dem schnellen Inzeller Eis war es für den Erfurter die zweite Platzierung auf dem Siegertreppchen. Beim Sieg von 10 000-m-Olympiasieger Jorrit Bergsma aus den Niederlanden (6:14,68) war er über seine 6:22,71 Minuten angesichts einer Erkältung bis zur Vorwoche zufrieden. „Natürlich freue ich mich über den Podestplatz, aber noch viel lieber hätte ich natürlich eine olympische Medaille gewonnen“, meinte der Thüringer.

Einen versöhnlichen Abschied von ihrem Publikum feierte Jenny Wolf auf der Ehrenrunde mit zwei Blumensträußen. Im drittletzten Rennen ihrer Karriere schaffte sie mit Rang drei in 37,89 Sekunden zum fünften Mal in diesem Winter den Sprung auf das Siegerpodest. „Das war ein echt guter Lauf. Jetzt hoffe ich auf einen schönen Abschluss meiner Karriere in Heerenveen“, sagte die 35-Jährige. Beide Siege über 500 Meter und auch die 1000 Meter am Sonntag gingen an die wieder erstarkte US-Amerikanerin Heather Richardson.

Judith Hesse hatte tags zuvor einen idealen Lauf erwischt und sich auf Platz zwei ihren ersten Podestrang über 500 Meter gesichert. „Ich habe noch immer Wut im Bauch. Und das wird auch in zwei Jahren noch so sein“, meinte die Erfurterin, auf ihre zwei Fehlstarts in Sotschi anspielend. Im zweiten Rennen musste sie mit Rang sieben zufrieden sein und wegen Halsschmerzen auf die 1000 Meter verzichten.