Favoritinnen Höfl-Riesch und Fenninger bleiben ruhig
Are (dpa) - Keine will Favoritin sein. Vier Rennen vor dem Ende der Olympia-Saison sehen Maria Höfl-Riesch und Anna Fenninger die jeweils andere klar im Vorteil im Kampf um den Gesamtweltcup. Auch nachdem sie die Führung zurück erobert hatte, stapelte Höfl-Riesch tief.
„Die Anna weist noch immer die Favoritenrolle von sich. Das ist, glaube ich, ein bisschen Taktik. Denn sie ist ganz klar die Favoritin jetzt“, erklärte die Deutsche. Chancen rechnet sich die dreimalige Olympiasiegerin aber trotzdem aus: „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist“, sagte sie. „Es ist sicher eine heiße Geschichte.“
Nach Rang zwei von Viktoria Rebensburg im Riesenslalom am Freitag reichte Höfl-Riesch tags darauf Rang sieben beim Slalom in Are für die Rückkehr an die Spitze. Mit 29 Punkten Vorsprung auf die Österreicherin Fenninger geht sie nun ins Weltcup-Finale. Trotzdem betonte sie „kämpfen“ zu müssen. „Sie ist jetzt einfach die Favoritin, nach dem, was sie die letzten zwei Wochen abgeleistet hat“, sagte die 29 Jahre alte Skirennfahrerin über die fünf Jahre jüngere Konkurrentin. „Sie ist sowohl in den Speed-Disziplinen und im Riesenslalom sehr gut drauf. Deswegen: Sie ist die Favoritin und ich versuche dagegen zu halten.“
Das musste Höfl-Riesch schon bei widrigen Bedingungen am Samstag. Denn so gutes Timing wie Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin bei ihren beiden Fahrten zum Sieg und dem Gewinn der Disziplin-Wertung hatten nur wenige. Auch Maria Pietilae-Holmner auf Rang zwei und Anna Swenn-Larsson als Dritte mussten kämpfen. War es im ersten Durchgang noch der Wind, machte Schneefall im Finale vielen Fahrerinnen das Leben schwer - und vor allem die Sicht. „Nach der zweiten Zwischenzeit war es brutal, da habe ich nur noch weiß gesehen“, berichtete Barbara Wirth, die 17. wurde.
Ärgerlicher waren für Höfl-Riesch aber die angestellten Hochrechnungen vor den Entscheidungen in der Schweiz. „Diese Punkterechnerei, die regt mich seit Anfang der Saison auf“, sagte sie. Schließlich hätten die Rennen in Are gezeigt, wie schnell sich alles „um 180 Grad drehen kann“.
Vor der Reise nach Schweden betrug ihr Vorsprung auf Fenninger 157 Punkte. Nach zwei Siegen der 24-Jährigen in den Riesenslaloms am Donnerstag und Freitag lag Höfl-Riesch mit sieben Zählern Rückstand auf Rang zwei. Da Fenninger im Slalom aber nicht startet, reichten ihr Rang sieben und die 36 Punkte dafür, um als Spitzenreiterin des Gesamtklassements in den Kanton Graubünden zu reisen. „Ich habe ein kleines Déjà-vu, vor drei Jahren lief es ganz ähnlich“, meinte die 29-Jährige mit Blick auf die Entscheidung von 2011. Da hatte sie am Ende mit drei Punkten die Nase vor Lindsey Vonn (USA).
Eine Abfahrt, ein Super-G, ein Slalom und ein Riesentorlauf entscheiden nun, wer die große Kugel bekommt. In den Speed-Disziplinen sind die Chancen ausgeglichen. Wie Höfl-Riesch fuhr auch die fünf Jahre jüngere Fenninger in dieser Weltcupsaison in Abfahrts- und Super-G-Rennen insgesamt sechsmal in die Top drei.
Im Slalom von Lenzerheide kann Höfl-Riesch wie in Are dann Punkte gutmachen. Im abschließenden Riesentorlauf am 16. März ist Fenninger an einem normalen Tag aber auch stärker als Höfl-Riesch in guter Form. Trotzdem sagte die Österreicherin: „Maria ist klare Favoritin.“
Höfl-Riesch argumentiert dagegen. Auch Alpindirektor Wolfgang Maier glaubt, dass die Verfolgerin „in manchen Dingen unbekümmerter“ ist. Trotzdem ist er davon überzeugt: „Das ist komplett offen. Es ist alles möglich. Aber genauso gut auch nichts.“ Denn neben der großen Kristallkugel geht es auch noch um den Disziplin-Titel in der Abfahrt. Dort hat Höfl-Riesch 80 Punkte Vorsprung auf Fenninger.
Beim Weltcupfinale nicht dabei sein wird Höfl-Rieschs jüngere Schwester Susanne Riesch. Als 34. des ersten Durchgangs konnte sie keine Punkte sammeln und sich nicht für den letzten Slalom der Saison qualifizieren. Auch Lena Dürr (am Samstag 19.) ist in der Rangliste nicht unter den besten 25 Slalom-Fahrerinnen. Wirth und Christina Geiger (21. in Are) dürfen dagegen starten.