Pechstein verpasst Titel über 1500 Meter

Inzell (dpa) - Claudia Pechstein stieß die Faust in die Luft, Monique Angermüller schlug die Hände vors Gesicht: Deutschland hat plötzlich wieder zwei Eisschnellläuferinnen, die an die Tür zur Weltelite auf den Mittelstrecken anklopfen.

Pechstein verpasste bei den deutschen Eisschnelllauf-Meisterschaften in Inzell über 1500 Meter ihren zweiten Titel nur knapp. „Ich wollte auf jeden Fall unter zwei Minuten bleiben und hatte mit 1:58 Minuten geliebäugelt. Dass es nun sogar eine 1:57er Zeit wurde, macht mich glücklich“, sagte die 39-jährige Berlinerin. Als Zweite hatte sie sich in 1:57,92 Minuten nur der Titelverteidigerin Monique Angermüller (Berlin/1:57,78) geschlagen geben müssen und das angestrebte Weltcup-Ticket gesichert. Tags zuvor hatte Pechstein zum Auftakt souverän die 3000 Meter gewonnen.

Die Siegerin konnte ihr Glück kaum fassen. „Das ist zwei Sekunden schneller, als ich jemals in Europa war. Als ich Claudias Zeit sah, dachte ich nur: Das schaffe ich nie“, sagte Angermüller, die nach verpatzter Vorsaison nun auch im Weltcup wieder voll angreifen will. „Aber konkrete Ziele stelle ich mir nicht, das ist früher immer schief gegangen“, meinte die Hauptstädterin, die ganze 14/100 Sekunden schneller war als ihre Rivalin. „Die beiden sind top drauf, da bin ich sehr zufrieden. Aber das Eis lässt auch tolle Zeiten zu“, meinte Cheftrainer Markus Eicher.

„Wenn die Saison so schnell anfängt, ist mir das schon fast unheimlich“, wunderte sich Angermüller, die über 500 Meter als Dritte ihre gute Form angedeutet hatte. Sechs Wochen hatte sie sich mit der Sprinter-Auswahl intensiv in der Inzeller Max-Aicher-Arena vorbereitet, das zahlte sich nun aus. Immerhin rückte sie in der Saison-Weltbestenliste damit auf Platz vier vor Pechstein. Rang drei in Inzell ging an die Berlinerin Isabell Ost, die in 2:00,47 nur haarscharf die Weltcup-Norm von 2:00,39 Minuten verpasste. Sie hatte sich aber tags zuvor über 3000 Meter für die Weltcupserie qualifiziert und gilt als heiße Kandidatin für die Teamverfolgung an der Seite von Pechstein und Olympiasiegerin Stephanie Beckert, die in Inzell wegen Rückenproblemen nicht am Start war.

Für die deutschen Männer ist die Weltspitze weit enteilt. Das wurde in Inzell erneut deutlich, nachdem keiner die interne Norm von 1:48,33 Minuten über 1500 Meter knacken konnte. Erfreulich war das Rennen dennoch für Stephanie Beckerts Bruder Patrick. Als Langstreckler stahl er den Spezialisten die Schau und gewann in 1:48,49 seinen ersten deutschen Titel. Tags zuvor hatte sich der Erfurter als Mitfavorit über 5000 Meter dem Inzeller Moritz Geisreiter (6:24,11) beugen müssen.