Die Liebe macht's: Loch gegen den Rest der Welt
Altenberg (dpa) - Papa muss es ja wissen. „Er ist mental sehr, sehr stark. Vielleicht liegt es daran, dass er seit einem Jahr liiert und in festen Händen ist“, erklärt Rodel-Bundestrainer Norbert Loch den unglaublichen Siegeszug seines Sohnes auf dem Weg zur Heim-WM in Altenberg.
Wie in einer eigenen Liga fährt Olympiasieger Felix Loch in diesem Winter und geht auch den WM-Höhepunkt am Samstag als haushoher Favorit an. Die Liebe macht's: „Es passt einfach alles. Wir ergänzen uns super“, beschreibt der 22-Jährige sein neues Leben mit Freundin Lisa und strahlt dabei.
Seit vergangenem Sommer lebt das junge Paar in einer gemeinsamen Wohnung - und plötzlich klappt es für den Ausnahmerodler auch im Weltcup-Alltag. Fünf von sieben Rennen konnte er in diesem Winter gewinnen, der erste Gesamtsieg eines deutsches Mannes seit Georg Hackl vor 22 Jahren ist nur noch Formsache.
Dabei galt der Berchtesgadener, der nach dem Mauerfall mit seinem Vater von Thüringen nach Bayern gewechselt war, lange nur als Mann für die besonderen Momente. 2008 wurde er wie aus dem Nichts Weltmeister, 2009 verteidigte er den Titel. Erst nach seinen beiden WM-Titeln und 21 vergeblichen Anläufen gelang Loch im Dezember 2009 kurz vor seinem Gold-Coup von Vancouver endlich auch der erste Sieg im Weltcup. Übrigens in Altenberg.
Überhaupt Altenberg! Auch im Winter 2010/11 war Loch dort nicht zu schlagen, beim internen WM-Testlauf holte er zudem im Dezember gegen die starke nationale Konkurrenz den deutschen Meistertitel. „Die Bahn liegt mir. Da ist immer Action. Es gibt kein Stück, auf dem man sich ausruhen kann“, freut sich Loch auf das WM-Rennen.
Immer wieder sagt der 22-Jährige solche kurzen, knappen Sätze, aus denen seine Lockerheit spricht. Nichts scheint den Überflieger aus der Ruhe bringen zu können. So konnte Loch - anders als andere - den Jubel-Stress nach seinem Olympia-Coup in vollen Zügen genießen. „Das ist nicht anstrengend, das ist einfach nur schön“, schwärmte er damals. Mentor Hackl, in seiner Karriere ausgebufft wie kaum ein anderer, staunte schon vor Jahren über seinen Nachfolger. „Felix ist ein perfekter Athlet. Sein größtes Plus ist seine mentale Stärke. Das ist Wahnsinn, wie cool der Hund ist.“
In Altenberg greift Loch nach seinem dritten WM-Titel - und könnte damit zu Hackl aufschließen. Der sieht für seinen Nachfolger übrigens noch Luft nach oben: „Felix ist mit seiner sportlichen Entwicklung noch lange nicht am Ende“, sagt der dreimalige Olympiasieger, der auch wichtigster Vertrauter Lochs ist.
Einen einzigen leichten Rückschlag musste Loch in diesem Winter hinnehmen. Bei der WM-Generalprobe vor zwei Wochen in St. Moritz verpasste der Seriensieger als Vierter erstmals in dieser Saison das Podest. „Wir wissen, was wir falsch gemacht haben“, sagte er danach. „Es hat mit dem Schlitten einfach nicht gepasst.“ Abgehakt, vergessen - Loch nimmt's gelassen wie immer. Und auch der Druck, dass er bei der Heim-WM am Samstag als Top-Favorit gegen den Rest der Welt fährt, macht ihm nichts aus. „Das stört mich nicht. Druck mache ich mir selber - wenn überhaupt.“