Hüfner sichert sich fünften Gesamtweltcup-Sieg
Paramonowo (dpa) - Nach ihrer Sicherheitsfahrt zum historischen Erfolg drückte Tatjana Hüfner die große Kristallkugel ganz fest an sich. „Das ist einfach gigantisch“, schwärmte die Ausnahmerodlerin, die in der Kälte Russlands soeben ihren fünften Sieg im Gesamtweltcup eingefahren hatte.
Beim Weltcup-Finale in Paramonowo rund 80 Kilometer vor den Toren Moskaus reichte der 28-Jährigen schon ein zweiter Tagesrang, um sich auf Dauer einen Platz in den Rodel-Geschichtsbüchern zu sichern: Durch ihren Gesamtsieg Nummer fünf zog Hüfner in der ewigen Bestenliste mit der früheren Top- Rodlerin Silke Kraushaar-Pielach gleich.
Bei den Doppelsitzern verpassten Tobias Wendl und Tobias Arlt um Haaresbreite ihren zweiten Triumph im Gesamtweltcup: Das Duo aus Bayern landete hinter den Österreichern Peter Penz/Georg Fischler auf Rang zwei. Schon ein Tageserfolg hätte den beiden gereicht, da die österreichischen Weltcup-Spitzenreiter Andreas und Wolfgang Linger schwer gepatzt hatten und nur Sechster wurden. So aber verpassten die Deutschen ihren zweiten Gesamtsieg nach 2010/11. „Wir haben es immerhin sehr spannend gemacht“, konstatierte Wendl.
Hüfner war anzumerken, wie ballastschwerer Druck von ihr abfiel. „Ich muss gestehen, dass ich vor dem Rennen schon etwas nervös war. Wir haben nur neun Weltcups, da darf man sich nicht viele Fehler erlauben“, verdeutlichte sie. Vergangene Woche hatte Hüfner mit schweren Patzern in Sigulda das Rennen um die Kristallkugel noch mal spannend gemacht: Bis auf 26 Punkte war Teamkollegin Natalie Geisenberger an die Olympiasiegerin und Weltmeisterin herangekommen.
„Es ging um alles. Aber ich hatte alle Trümpfe in der Hand“, betonte die Thüringerin. Und behielt die Nerven: Hinter der Russin Tatiana Iwanowa, die sich zugleich den ebenfalls ausgefahrenen Europameisterschafts-Titel sicherte, landete Hüfner dank zweier routinierter Fahrten auf Rang zwei. Als Tagesdritte gewann Corinna Martini auf der russischen Kunsteisbahn EM-Bronze.
„Das ist ein perfekter Abschluss. Man darf ja nicht vergessen, dass ich im vergangenen Winter wegen einer Rückenverletzung überhaupt kein Rennen bestritten habe“, äußerte die Winterbergerin.
Geisenberger blieb mit der großen Chance vor Augen stattdessen hinter ihren Möglichkeiten. Nach einem enttäuschenden fünften Platz im ersten Durchgang verbesserte sich die Miesbacherin immerhin noch auf Rang vier - am Ende verpasste sie aber eine EM-Medaille und konnte auch Hüfner im Gesamtweltcup nichts mehr entgegensetzen. „Ich habe im zweiten Lauf noch mal alles riskiert“, bilanzierte sie. Rund drei Hundertstelsekunden fehlten ihr zur Rodel-Dominatorin - „ich wäre heute in der Lage gewesen, Tatjana zu schlagen!“
Für einen Hingucker sorgte die Russin Iwanowa: Vor heimischer Kulisse heimste sie erst den zweiten Weltcup-Sieg einer nicht-deutschen Athletin in dieser Saison ein und gewann wie schon in Sigulda 2010 EM-Gold. Damals allerdings hatten die deutschen Asse wegen der anstehenden Olympischen Spiele ganz auf eine EM-Teilnahme verzichtet. Im Gesamtranking rückte Iwanowa noch auf Rang sieben vor, in die deutsche Phalanx konnte sie aber keineswegs eindringen: Hinter Hüfner und Geisenberger landeten in Anke Wischnewski (Dritte) und Corinna Martini (Vierte) zwei weitere Frauen aus Deutschland.