„Keine Langeweile“: Rodel-Frauen vor Jubiläum

Winterberg (dpa) - Eigentlich mag es Rodel-Olympiasiegerin Tatjana Hüfner gar nicht mehr hören. „Das ist mehr etwas für Statistiker. Ich habe das nur sekundär im Hinterkopf“, sagt die 27-Jährige mit Blick auf das beim Heim-Weltcup in Winterberg wohl anstehende stolze Jubiläum der deutschen Frauen.

Seit 13 langen Jahren sind die deutschen Rodlerinnen im Weltcup ungeschlagen, 99 Siege in Serie haben sie seit November 1997 angehäuft. Am Sonntag soll nun der 100. Sieg in Folge her - und für Perfektionistin Hüfner darf die unvergleichliche Weltcup-Serie noch eine ganze Zeit andauern. „Für mich ist das keine Langeweile.“

Der 29. November 1997 hat im Rodel-Sport inzwischen fast schon historische Bedeutung. Als letzte nicht-deutsche Athletin gewann die Österreicherin Andrea Tagwerker das Weltcup-Rennen am Königssee. Es folgten 99 deutsche Siege in Serie - unter anderem durch Ausnahme-Rodlerinnen wie die Olympiasiegerinnen Sylke Otto und Silke Kraushaar-Pielach. „Für mich ist es gut, weil man mich deshalb nicht so schnell vergisst“, sagt Tagwerker heute. „Aber für den Rennrodelsport ist es nicht so gut, wenn eine Nation eine Disziplin so beherrscht wie die Deutschen bei den Frauen.“

„Frauen-Rodeln ist nicht wirklich spannend“, merkte auch der dreimalige Olympiasieger Georg Hackl einmal an. Doch dies hören die deutschen Frauen gar nicht gerne, immerhin stehen viel harte Arbeit und vor allem ein extremer interner Konkurrenzkampf hinter den vielen Erfolgen. „Das Training stimmt, die Athletik stimmt, die Technik stimmt. Wir haben viele starke Frauen und nicht nur eine. Unser Konkurrenzkampf spornt uns an“, beschrieb die zweimalige Olympiasiegerin Otto einmal das Erfolgsgeheimnis. Doch eines stellte auch sie unmissverständlich klar: „Wir sind keine Maschinen.“

Und dass die deutschen Frauen tatsächlich zu schlagen sind, wurde zuletzt bei der WM 2009 in Lake Placid schlagartig klar - nach genau 99 deutschen Siegen bei interkontinentalen Rennen in Serie. Auf der US-Bahn war die gewohnte Dominanz plötzlich dahin, Lokalmatadorin Erin Hamlin fuhr sensationell zum WM-Titel. Und die Deutschen? Natalie Geisenberger wurde immerhin noch Zweite, Hüfner aber nur Sechste. „Das ist ein kleiner Schock für uns. Aber wir wussten, irgendwann kommt der Tag“, sagte Geisenberger damals.

Nun stehen erneut 99 Siege zu Buche, und die Rodel-Welt rechnet fest mit dem Jubiläumserfolg der deutschen Frauen. Doch Geisenberger warnt: „Wir müssen auch in Winterberg erst einmal runterfahren.“ Und wie Hüfner hat auch die Olympia-Dritte mit Zahlenspielereien rund um die 13 Jahre lange Siegesserie wenig am Hut: „Damals habe ich ja fast noch in die Windeln gemacht“, bemerkte die Miesbacherin einmal. „Wir trainieren nicht wegen der Serie, sondern um zu gewinnen.“