Konkurrenz für Hüfner und Co. immer stärker
Igls (dpa) - 13 lange Jahre siegten im Weltcup nur die deutschen Rodel-Frauen. Doch in den vergangenen beiden Wintern ist Bewegung in die Szene gekommen. Und auch im vorolympischen Winter dürfte auf Tatjana Hüfner und Co. wieder starke Konkurrenz zukommen.
Ein Adjektiv hört Norbert Loch überhaupt nicht gerne. „Erfolgsverwöhnt - das sind wir nicht mehr. Die Damen haben es sehr schwer und müssen sich jedes Rennen neu und hart erarbeiten“, umschreibt der Rodel-Bundestrainer die in den vergangenen beiden Wintern deutlich gewachsene Konkurrenz für seine Frauen um Olympiasiegerin Hüfner. Und nur noch etwas mehr als ein Jahr vor dem großen Ziel Olympia sieht Loch seine Schützlinge unter immer größerem Druck: „Ich erwarte einen spannenden Winter.“
Zwar dominieren Lochs Rodlerinnen weiter die Szene, doch der Trend der beiden vergangenen Winter ist unmissverständlich. Erst beendete im Februar 2011 die junge Kanadierin Alex Gough - trainiert vom deutschen Coach Wolfgang Staudinger - nach 13 Jahren die deutsche Siegesserie im Weltcup. Stolze 105 Rennen hatten zuvor immer nur die Rodlerinnen des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD) gewonnen. Im vergangenen Winter machte Gough dann auf ihrer Heimbahn in Calgary ihren zweiten Sieg perfekt.
Doch nicht nur Gough ist den deutschen Frauen auf den Fersen. Zum Abschluss der vergangenen Saison fuhr die Russin Tatiana Iwanowa auf ihrer Heimstrecke in Paramonowo zum ersten Weltcup-Sieg. Dass inzwischen selbst die Rennen auf Deutschlands Bahnen keine Selbstläufer für Hüfner und Co. sind, hatte sich bereits bei der Heim-WM in Altenberg gezeigt. Erst mit einem Kraftakt konnte Hüfner an der jungen Russin vorbeiziehen und sich ihren vierten WM-Titel sichern. „Tatiana war saustark“, lobte Hüfner damals beeindruckt.
Gut ein Jahr vor Sotschi scheinen die Zeiten vorbei, in denen sich etwa Georg Hackl einen kleinen Seitenblick auf die von deutschen Athletinnen wie Sylke Otto und Silke Kraushaar-Pielach fast nach Belieben dominierte Szene gönnen konnte. „Frauen-Rodeln ist nicht wirklich spannend“, hatte der dreimalige Olympiasieger einmal süffisant angemerkt. Da darf Kanadas Coach Staudinger, der auch den Oberhofer Bernhard Glass in sein Trainerteam geholt hat, inzwischen selbstbewusst dagegenhalten. „Wir wissen, wir können gewinnen.“
„Die Welt ist zusammengerückt. Es geht nicht mehr so wie vor Jahren, als wir noch beständig Platz eins bis drei belegt haben“, weiß Loch. Zwar muss sich der Bundestrainer bei Olympiasiegerin Hüfner und deren stärkste nationale Konkurrentin Natalie Geisenberger wohl keine wirklichen Sorgen machen. Immerhin machten die beiden im vergangenen Winter immerhin sechs der neun Weltcup-Rennen unter sich aus. Doch hinter den Top-Fahrerinnen ist eine Lücke entstanden, wie auch BSD-Sportdirektor Thomas Schwab bei der WM 2012 einräumen musste. „Hinter den beiden haben wir ein Problem.“