Loch greift im neuen Jahr auf Heim-Bahn wieder an
Königssee (dpa) - Die vertraute Bahn, das gewohnte Alpenpanorama, das eigene Bett: Nach dem etwas vermurksten Dezember will Rodler Felix Loch wieder zu alter Siegerform finden und setzt dafür beim Weltcup am heimischen Königsee auf den Wohlfühl-Faktor.
„Es ist natürlich schön, so vor der Haustür zu fahren“, sagte der Olympiasieger, „man kann sich in Ruhe vorbereiten, ist einfach ein bisschen entspannter.“
Sportlich hat Loch nach eher schwachen Ergebnissen bei den Rennen in Lake Placid und Calgary etwas aufzuholen - im Gegensatz zu seinen in dieser Saison bislang souveränen Landsleuten Natalie Geisenberger und Toni Eggert/Sascha Benecken fährt er der Konkurrenz noch nicht davon.
Sorgen macht sich der 25-Jährige vor dem ersten Weltcup-Wochenende 2015 und seinem Einzelrennen aber nicht. Über Weihnachten feilte der viermalige Einzelweltmeister am Fahrstil, er trainierte im Eiskanal am Königssee und stimmte sich schließlich bei einem gemütlichen Silvester-Abendessen und früher Bettruhe auf das neue Jahr ein. „Wir wissen, wo es lang geht“, verkündete er.
Auf der ältesten Kunsteisbahn der Welt erlernte Loch das Rennrodeln. „Hier habe ich die meisten Läufe absolviert, hier kenne ich mich aus, hier war ich von klein auf“, sagte der dreimalige Olympiasieger. Seinen Trainingskumpels Tobias Wendl und Tobias Arlt geht es ähnlich, sie meinten jüngst in einem Interview, die 1332 Meter lange Eisrinne mit den 16 Kurven „können wir wirklich im Blindflug herunterfahren“.
Von einem Selbstläufer will Loch nichts wissen. „Ganz so leicht ist es nicht“, erklärte der Berchtesgadener, der nur wenige Kilometer vom Eiskanal am Fuße des Watzmanns entfernt wohnt. „Die Bahn ist sehr anspruchsvoll, alles muss passen. Das Wichtigste ist, dass man sauber fährt und keine Fehler macht.“ Genau das gelang ihm zuletzt nicht.
Platz sechs in Lake Placid, Rang 14 beim Sprintwettkampf in Calgary, nur Vierter bei den deutschen Meisterschaften in Oberhof: Zum Jahresende 2014 musste Loch der Konkurrenz oft den Vortritt lassen. „Aber so etwas passiert, und vielleicht ist es auch gut so“, sagte er, „wir haben einiges ausprobiert.“ An den ersten Wochenenden der Saison werde stets viel getüftelt und an den Schlitten rumgeschraubt.
Die Zeit der Materialtests soll aber vorbei sein, bei der Rückkehr nach Europa und den ersten Rennen in Deutschland geht es wieder um Siege und den Kampf um den Gesamtweltcup. Dort führt Loch trotz der Rückschläge im Dezember knapp vor dem Südtiroler Dominik Fischnaller.
Deutlich souveräner als ihr Teamkollege raste Geisenberger bislang von Erfolg zu Erfolg, bis auf die zweiten Plätze beim Sprint in Calgary und der DM in Oberhof sprangen für die Miesbacherin in diesem Winter fünf Siege heraus. Am Königssee ist sie wieder Favoritin und könnte den vierten Erfolg in Serie feiern.
Am meisten Spannung verspricht das Doppelsitzer-Duell zwischen den aktuellen Weltcup-Führenden Eggert/Benecken und den Olympiasiegern Wendl/Arlt. Letztere fuhren bei den nationalen Meisterschaften vor zwei Wochen deutlich hinterher und kassierten deutliche Kritik von Bundestrainer Norbert Loch. „Sie müssen eine gewaltige Schippe zulegen“, sagte der Coach. Ein „Blindflug“ in Königssee ist da vielleicht nicht die richtige Taktik.