Rodel-Bundestrainer Loch nominiert WM-Kader
Winterberg (dpa) - Deutschlands Ausnahme-Rodler sind für die WM gerüstet.
Drei Wochen vor dem Saisonhöhepunkt im lettischen Sigulda sind die Schlittenstars um Felix Loch und Natalie Geisenberger auch beim Weltcup in Winterberg der Konkurrenz in beeindruckender Manier davongerast und haben den dritten Vierfach-Coup in Serie gefeiert.
Nachdem sich Olympiasieger Loch sogar einen großen Patzer erlauben konnte, ohne den 23. Weltcupsieg zu gefährden, stand Geisenberger schon wieder auf Platz eins eines rein deutschen Podiums. „Mir ist nicht langweilig“, sagte die Miesbacherin mit Blick auf ihren siebten Sieg im achten Saisonrennen und einer einmal mehr klar distanzierten Konkurrenz. Die Doppelsitzer Toni Eggert/Sascha Benecken und die Teamstaffel machten das deutsche Jubel-Wochenende perfekt.
Von den Vorstellungen seiner Schützlinge war auch Bundestrainer Norbert Loch angetan und legte sich schon jetzt auf seinen Kader für die Weltmeisterschaft in Lettland (14./15. Februar) fest. Den letzten noch offenen Platz bei den Herren ergatterte der auf der schnellen Bahn im Hochsauerland sechstplatzierte Johannes Ludwig. Bei den Frauen darf Anke Wischnewski, die Dritte wurde, mit zur WM. Bei den Doppelsitzern verzichtet Loch neben seinen beiden 1a-Duos Eggert/Benecken und Tobias Wendl/Tobias Arlt auf ein drittes Team.
Die Medaillen auf der schwierigen Bahn von Sigulda gehen nur über die deutschen Rodler, die im Jahr 2015 bislang noch keines der insgesamt zwölf Rennen verloren haben. Am spannendsten machte es in Winterberg Loch, der in den letzten Kurven des zweiten Laufs einen großen Fehler machte. Nach der Zieldurchfahrt schüttelte er ungläubig den Kopf, als es doch noch zum Sieg vor Stepan Fedorow aus Russland und Tucker West aus den USA reichte. „Ich habe mich schon kurz neben dem Schlitten gesehen, es zum Glück aber einigermaßen akrobatisch hinbekommen, dass ich drauf bleibe“, sagte Loch. Vielleicht werde es doch noch „Liebe mit der Bahn“, sagte er nach seinem erst zweiten Sieg in Winterberg.
„Die Form mit Blick auf die WM scheint zu stimmen“, fügte der Berchtesgadener hinzu. In der Gesamtwertung führt Loch nun mit 230 Punkten vor Andi Langenhan, der bei dichtem Schneefall nur auf Platz 16 landete. Theoretisch kann der dreimalige Olympiasieger nun schon am nächsten Wochenende in Lillehammer und damit sogar noch vor der WM seinen vierten Triumph in Serie im Gesamtweltcup perfekt machen.
Trainingspartnerin Geisenberger geht es nicht anders: Die beste Rodlerin der Saison rangiert nach dem 30. Weltcupsieg ihrer Karriere 244 Punkte vor Dajana Eitberger, die in Winterberg Zweite wurde und dabei auch vom Ausfall der routinierten Tatjana Hüfner profitierte. „Es ist schon komisch, wenn eine so erfahrene Athletin vor einem stürzt“, sagte Geisenberger. Ablenken ließ sie sich aber nicht.
Ähnlich wie Geisenberger waren Eggert/Benecken am Samstag cool geblieben - und durften deshalb ein Happy End auf ihrer Hass-Bahn feiern. „Bevor wir hierherkommen, sagen wir oft, das Schönste an Winterberg ist die Abreise“, flachste Eggert, der die Eisrinne als „das schwierigste Pflaster für uns überhaupt“ bezeichnete. In der Vorsaison kamen die Oberhofer in Winterberg gar zu Sturz. „Ich hatte schon in der Zielkurve ein Grinsen im Gesicht, weil ich ahnte, dass wir dieses Rennen gewinnen werden“, sagte der Oberhofer nun.
Nach drei zweiten Plätzen ließen die beiden Thüringer erstmals wieder ihre ärgsten Rivalen Wendl und Arlt hinter sich und bauten den Vorsprung in der Gesamtwertung auf 70 Zähler aus. „Ich bin überglücklich, weil wir die Bahn endlich besiegt haben“, sagte Benecken. „Das macht uns natürlich auch Mut für die nächsten Rennen.“