Rodler zurück auf Olympia-Unglücksbahn
Whistler (dpa) - Normalität ist anders. Rein sportlich geht es um den Testlauf für die Rodel-WM 2013, bei der schwierigen Rückkehr auf die Olympia-Unglücksbahn in Whistler ist die Erinnerung an den Todessturz von Nodar Kumaritaschwili aber immer dabei.
Wenige Stunden vor der Eröffnung der Winterspiele 2010 in Kanada stürzte der Georgier im Abschlusstraining, schoss aus der Hochgeschwindigkeitsbahn und prallte gegen einen Stahlträger. Für den 21-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Die olympische Familie stand unter Schock, die Rodel-Welt hat noch immer mit dem schrecklichen Geschehen zu kämpfen.
Der Todessturz blieb ungesühnt. Die kanadischen Behörden gingen nach monatelangen Untersuchungen von einem tragischen Unfall aus, auch der Weltverband FIL sah eine „unvorhersehbare Verkettung unglücklicher Umstände“. Doch auch wenn für den Unglückstod kein im juristischen Sinne Schuldiger gefunden wurde, ist das Geschehen eine Mahnung für die Zukunft. „Es ist passiert. Es hätte nicht passieren dürfen. Und so etwas darf künftig auf keinen Fall mehr passieren“, mahnte Whistler-Olympiasieger Felix Loch.
Vor allem ist es für die Verantwortlichen eine Verpflichtung, dass Fehler wie in Whistler nicht noch einmal gemacht werden. „Sicherheit ist unser oberstes Gebot“, forderte IOC-Präsident Jacques Rogge mit Blick auf Olympia 2014 in Sotschi. Dafür muss ein - genehmigter - Temporausch wie in Whistler, wo es statt der geplanten 136 Stundenkilometer Höchstwerte von 154 gab, Vergangenheit sein. So gilt für Sotschi: „Tempo 135 ist das Planungsziel, das nicht überschritten werden darf“, betonte FIL-Präsident Josef Fendt vor einem Jahr.
In Whistler konnte bei Olympia auch die Absenkung der Starthöhen nicht viel ändern, Olympiasieger Loch kam trotz kürzerer Strecke auf eine Höchstgeschwindigkeit von 147,5 km/h. Nach Olympia wurden verstärkte Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So wurden die Ein- und Ausfahrten in den Kurven 12 bis 16 im Betonausbau modifiziert, zudem wurden Banden erhöht. „Die Bahn zeigt sich in einem sehr guten Zustand, der Eisausbau ist top“, erklärte Loch.
Für wenig Freude sorgt der tiefere Start der Frauen, der schon bei den Winterspielen einen Slalom-Schwung nötig machte. „Das ist ein sehr komplizierter Start. Ein Start, der eigentlich nicht würdig ist, als Start bezeichnet zu werden“, kritisiert Bundestrainer Norbert Loch. Olympiasiegerin Tatjana Hüfner meint: „Über die Starthöhe lässt sich streiten. Aber ich nehme es so, wie es ist. Bei Olympia hat es ja auch geklappt.“ Der Weltverband weiß um das Problem und mahnt für die WM 2013 in Whistler mit Nachdruck Verbesserungen an.
Zweiter Weltcup der Saison, Generalprobe für die WM 2013 - die Rückkehr an den Unglücksort ist alles andere als einfach. Österreichs Doppelsitzer Andreas Linger holte in Whistler sein zweites Gold, und er spricht wohl den meisten Athleten aus der Seele: „Man darf nicht vergessen, was hier kurz vor Olympia passiert ist.“