„So etwas passiert“: Rodler können doch noch verlieren
Sigulda/München (dpa) - Frustriert schüttelte Felix Loch bei der Fahrt über die Ziellinie den Kopf, wenig später konnte der Rodel-Olympiasieger über sein Missgeschick nur noch lachen. „So etwas passiert.
Ich kann froh sein, dass ich noch Dritter geworden bin“, sagte der 23-Jährige nach seinem Patzer im lettischen Sigulda.
Lochs Aussetzer passte irgendwie zum Auftritt der deutschen Rodler: Auch bei den Frauen gab es eine Niederlage, nur die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt sowie die Staffel waren auch in Lettland nicht zu schlagen.
Nach drei nahezu perfekten Wochenenden hatte es Bundestrainer Norbert Loch wohl kommen sehen. „Die Konkurrenz schläft nicht. Da wird sich sicher noch einiges verschieben“, ermahnte der Chefcoach vor dem Gastspiel in Lettland seine zuvor ungeschlagenen Kufen-Asse. Doch es half nichts: Erst mussten die deutschen Frauen auf der ungeliebten Eisrinne durch die Russin Tatiana Iwanowa eine Niederlage hinnehmen. Dann setzte es bei den Männern die erste Pleite seit fast zwei Jahren - natürlich im verflixten 13. Rennen.
Dabei hatte nach einem einmal mehr beeindruckenden Auftritt im ersten Lauf alles nach einem Sieg von Loch ausgesehen. Auch im zweiten Durchgang lag der dreimalige Weltmeister klar in Front. Allerdings nur bis zu seinem schweren Fehler: „Ich bin einfach zu spät aus der Kurve 15 rausgefahren. Und schon ging's ab nach rechts“, erklärte Loch seinen Patzer.
Nutznießer war der 41 Jahre alte Russe Albert Demtschenko, der im Duell der Altmeister vor Italiens Routinier Armin Zöggeler seinen 15. Weltcup-Erfolg einfuhr. Der 38 Jahre alte Südtiroler, der im Februar 2011 an gleicher Stelle den zuvor letzten ausländischen Männer-Sieg geholt hatte, stellte klar: „Ohne den Fehler hätte Felix ganz sicher gewonnen.“ So stand aber nach zwölf deutschen Siegen in Serie wieder ein ausländischer Mann ganz oben. Hinter Loch verpassten Johannes Ludwig als Vierter und Andi Langenhan als Fünfter die Podestränge.
Schon bei den Frauen hatten die Deutschen am Samstag einen Vorgeschmack bekommen, was in 14 Monaten bei Olympia in Sotschi auf sie zukommen könnte. Natalie Geisenberger musste der 21 Jahre alten Russin den Vortritt lassen. „Gratulation an Tatiana Iwanowa! Starke Leistung und verdienter Sieg“, lobte die Bayerin bei Facebook. „Der zweite Lauf hat gezeigt, was möglich gewesen wäre. Aber für den Sport ist es gut, wenn auch mal eine Rodlerin aus einem anderen Land ganz oben auf dem Podest steht“, sagte Geisenberger.
Anke Wischnewski wurde Dritte. Olympiasiegerin Tatjana Hüfner verfehlte als Vierte erneut das Podest, machte es aber in Sigulda diesmal deutlich besser als bei ihrem zehnten Rang im vergangenen Winter. Corinna Martini komplettierte als Fünfte den starken Auftritt der deutschen Frauen.
Über die Maximalausbeute von 400 Punkten dürfen sich zu Weihnachten die Doppelsitzer Wendl/Arlt freuen. Noch nie hatte der Bayern-Express in Sigulda gewonnen, am Samstag ließ das derzeit überragende Duo der Konkurrenz aber erneut nicht den Hauch einer Chance. „Wir haben viel Spaß beim Rodeln“, erklärte Steuermann Wendl das einfache Erfolgsrezept. „Wir sind zwar nicht mehr so schnell am Start, haben aber fahrerisch zugelegt.“