Sotschi abgehakt: Gold-Rodler vor neuem Erfolgszyklus

Innsbruck (dpa) - Die Medaillen sind weggepackt, die Ehrungen und Empfänge vorbei, die goldenen Spiele Vergangenheit. Neuneinhalb Monate nach dem Olympia-Coup von Sotschi kehren Deutschlands Rodler in den Weltcup-Alltag zurück.

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Beim Saisonauftakt in Innsbruck-Igls wollen die Ausnahmesportler von Bundestrainer Norbert Loch an diesem Wochenende ihren nächsten Erfolgszyklus starten. „Ich bin froh, wenn es endlich los geht“, sagt Felix Loch vor einer Saison, in der sich auch der Olympiasieger an neue Konkurrenten und einen neuen Wettbewerb gewöhnen muss.

Während sich der Weltverband FIL mit einem Sprint-Wettkampf mehr Spannung und unterschiedlichere Siegfahrer erhofft, werden zwei alte Haudegen Loch nicht mehr fordern. Der Südtiroler Rekord-Rodler Armin Zöggeler und Albert Demtschenko aus Russland haben nach ihren Bronze- und Silbermedaillen von Sotschi die Karrieren beendet. Dass aus dem Weltcup damit endgültig eine One-Man-Show von Felix Loch wird, glaubt dieser nicht: „Es sind schon viele Junge nachgekommen“, sagt der dreimalige Weltcupgesamtsieger und viermalige Einzel-Weltmeister.

Er meint vor allem Dominik Fischnaller aus dem italienischen Team, der es neben Zöggeler in der vorigen Saison als Einziger schaffte, die deutschen Sportler bei einem Weltcup vom obersten Treppchen zu verdrängen. In diesem Winter sollen sich die Athleten des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD) aber selbst um die vorderen Plätze streiten, fordert Bundestrainer Loch. Alle seine fünf Männer sind „topfit“, berichtet er, Podiumsplätze traut er jedem zu.

Bei den Frauen wird der Konkurrenzkampf zwischen Natalie Geisenberger und ihrer fünf Jahre älteren Rivalin Tatjana Hüfner seit Sotschi von einer Gleichberechtigungsdebatte überschattet. Die Olympia-Zweite Hüfner wirft dem Verband vor, der bayerischen Trainingsgruppe um Geisenberger, Loch und den Doppel-Olympiasiegern Tobias Wendl/Tobias Arlt bessere Betreuung und besseres Material als den anderen Athleten zur Verfügung zu stellen. In Sotschi kam es wegen der Kritik zum Eklat, jüngst erneuerte die Thüringerin ihre Klage in Richtung BSD. „Es hat sich leider nichts geändert“, sagte sie in einem Interview.

Ob sich auch in der Eisrinne seit Sotschi nichts geändert hat und Geisenberger die Nummer eins in der Welt bleibt, wird sich erstmals auf der Olympia-Bahn von Igls zeigen. Die Siege von Sotschi sollen für die deutschen Goldmedaillengewinner dann abgehakt sein. „Am Startblock wird alles wieder auf null gesetzt“, erzählt Geisenberger.

Dass olympischen Glücksmomente wie in Russland aber „immer irgendwo im Hinterkopf bleiben“, räumt Felix Loch ein, und das nicht nur, weil auf die vier Goldmedaillen in allen vier Rennen unzählige Ehrungen, Empfänge und Talkshows folgten. Auch Geisenberger erlebt immer noch ein „Gänsehaut-Gefühl“, wenn sie Bilder vom Februar sieht.

Diese sollen sich 2015 wiederholen, wenn mit der WM in Sigulda der Saisonhöhepunkt ansteht. In Lettland tun sich die deutschen Rodler traditionell schwer, jüngst reiste das ganze Team sogar für eine Extra-Trainingseinheit zur WM-Bahn ins Baltikum. Angst vor der Eisrinne in Sigulda hat im BSD keiner mehr. „Ich habe den Dreh raus“, verkündete Loch selbstbewusst - wie es sich eben für einen Olympiasieger gehört.