„Mentale Stärke und Athletik“ Was macht eigentlich der „Hackl Schorsch“?

Innsbruck (dpa) - Alle Jahre wieder heimsen die deutschen Rodler eine Flut an Medaillen bei den wichtigen Wettkämpfen ein. Am Wochenende ist es in Innsbruck/Igls wieder soweit: Die Deutschen sind bei der WM quasi in jedem Wettbewerb favorisiert.

Foto: dpa

In welchen Ländern wird überhaupt gerodelt?

Für den Volleyball-Trainer Stelian Moculescu ist das Feld in diesem Sport nicht sehr breit aufgestellt. „Beim Rodeln zum Beispiel sind vorne drei, vier Deutsche und dann kommt vielleicht noch einer aus Tansania oder wo auch immer her“, sagte der Nationalcoach Österreichs einst in seinem Ärger über die Wintersport-Flut im deutschen Fernsehen. „Kein Mensch rodelt“, schimpfte er.

Tatsächlich haben alleine im Weltcup der Männer in dieser Saison 26 Nationen mindestens ein Rennen bestritten, darunter Rodler aus Argentinien, Indien oder Südkorea. Am meisten verbreitet ist der Sport in Europa und Nordamerika. Einen Rodler oder Mitgliedsverband aus Afrika gibt es beim Weltverband FIL nicht, dafür mit Alexander Ferlazzo einen aus Australien. „Afrika ist noch ein weißer Fleck auf der FIL-Karte“, sagt ein Verbandssprecher.

Warum gewinnen die Deutschen so oft?

Die Deutschen haben die besten Trainingsbedingungen und durch gleich vier Heimbahnen (Altenberg, Königssee, Oberhof und Winterberg) einen großen Wettbewerbsvorteil. „Die vier Bahnen, unser Nachwuchssystem und viele gut ausgebildete Trainer sind wesentliche Punkte“, urteilt Bundestrainer Norbert Loch. Der Materialvorteil ist hingegen nicht mehr so groß wie früher. „Die Schlittentechnik hat sich bei den Nationen so angeglichen, dass es nur noch um Details geht.“

Warum kommt Rodeln so oft im Fernsehen?

Durch die vielen deutschen Erfolge hat Rodeln auch eine hohe TV-Präsenz erlangt und wird - wie andere Wintersportarten - quasi jedes Wochenende übertragen beziehungsweise in den Nachrichten erwähnt. „Die Faszination des Wintersports ist ungebrochen, es wird auf diesem hohen Niveau bleiben“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. Von den Dauer-Übertragungen des Wintersports, vor allem am Wochenende, profitieren auch die einzelnen Sportarten.

Was muss man als Rodler überhaupt gut können?

„Wichtig sind mentale Stärke und Athletik“, sagt Bundestrainer Loch. Für eine schnelle Fahrt gibt es drei Kriterien: einen guten Start, eine stabile Fahrlage und bestens präpariertes Material. Eine bestimmte körperliche Voraussetzung ist nicht erforderlich. Ein großer Athlet hat beim Start zwar bessere Hebelverhältnisse, bietet während seiner Fahrt aber auch mehr Widerstand im Wind. So lässt sich auch erklären, dass die beiden deutschen Olympiasieger Felix Loch (1,91 Meter) und Georg Hackl (1,72) unterschiedlich groß sind.

Frieren die Rodler in ihren windschnittigen Anzügen?

Die Sportler versuchen, möglichst wenig Zeit im Freien zu verbringen. Bis zu ihrem Lauf halten sie sich im Starthaus warm, unmittelbar nach dem Zieleinlauf streifen sie sich wieder warme Klamotten über.

Was kosten die Schlitten und wie schwer sind sie?

Die Schlitten wiegen bei den Einsitzern 23 Kilogramm, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Bei den Doppelsitzern ist ein Gewicht von 27 Kilogramm vorgesehen. Die Sportgeräte der Rodler bestehen aus Kufen, Laufschienen sowie dem eigentlichen Fahrwerk mit dem vorderen und dem hinteren Bock. Die Wanne, in der der Rodler liegt, wird individuell auf den Athleten abgestimmt. „20 000 Euro ist ein unten angesetzter Preis. Tendenziell kostet so ein Schlitten eher noch mehr“, sagt Bundestrainer Norbert Loch.

Was macht eigentlich Georg Hackl?

Der dreimalige Olympiasieger, eigentlich nur als „Hackl Schorsch“ bekannt, ist dem Rodel-Sport noch immer eng verbunden. Er kümmert sich als Trainer im deutschen Team schwerpunktmäßig um die Fahr- und Schlittentechnik, auch bei der WM ist er natürlich vor Ort. Im Sommer baut Hackl in seiner Werkstatt die Schlitten in enger Abstimmung mit den Sportlern zusammen. Selbst die Bahn hinunterrodeln will der 50-Jährige aber nicht mehr: „Rennrodeln ist keine Breitensportart.“ Und was macht er sonst, der „Hackl Schorsch“? „Das Leben genießen“, sagt er mit bayerischer Gemütlichkeit.