Glücklicher Alpin-Chef Maier Beflügeltes Ski-Team will mehr - „Fast wie Weihnachten“

München (dpa) - Eigentlich schien der Schrecken tief zu sitzen im Ski-Team nach der Verletzung von Felix Neureuther. Die leichte Angst ging um, ohne den Erfolgsgaranten ausgerechnet in der Olympia-Saison abgehängt zu werden.

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Dann aber folgte eine bärenstarke Woche samt dreier famoser Podest-Coups in Nordamerika und Wolfgang Maier konnte mit einer Mischung aus Verblüffung und Stolz in den Flieger nach Europa steigen. „Für uns ist das fast wie Weihnachten“, berichtete der Alpin-Chef des Deutschen Skiverbands und zollte den Athleten um Viktoria Rebensburg, Thomas Dreßen und Stefan Luitz größten Respekt. Und diese wollen mehr, ganz nach dem Motto: Nun erst recht!

„Jetzt kann ich noch befreiter fahren“, meinte Luitz nach seinem dritten Rang im Riesenslalom von Beaver Creek hinter den Branchen-Stars Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen. Neben dem Ticket für Olympia freute sich der 25-Jährige darüber, gleich zum Saisonstart seine Form und mentale Stabilität bewiesen zu haben - galt er doch lange als Nervenbündel in entscheidenden Momenten.

Sportdirektor Maier rückte den Podestrang seines früheren Sorgenkinds in ein generelleres Bild: Noch wertvoller als gleich im ersten Rennen nach dem Aus von Vorzeige-Rennfahrer Neureuther hätte der Erfolg kaum sein können. „Es war extrem wichtig, dass wir ohne den Felix nicht in die zweite Klasse abgeschrieben werden“, sagte Maier der Deutschen Presse-Agentur. Man sehe, dass „die anderen in die Bresche springen und man auf die Jungen zählen kann. Das tut allen sehr gut.“

Bei den Herren-Rennen in Beaver Creek und den Damen-Wettbewerben in Lake Louise waren es ja nicht nur Rebensburg, Podiums-Debütant Dreßen und Luitz, die überzeugten. Die Speed-Fahrer Andreas Sander und Josef Ferstl sicherten sich ihre Olympia-Teilnahme ebenso wie überraschend Kira Weidle in der Abfahrt. Acht deutsche Sportlerinnen und Sportler haben schon nach vier Rennen-Wochenenden ihren Start in Korea sicher.

Dass vor allem die Herren auch ohne ihren Superstar liefern, ist eine Bestätigung für den DSV um Mathias Berthold. Der Cheftrainer sprach von einem erhofften „Schub“ nach Dreßens Podium, „weil es zeigt, was möglich ist“. Selbstverständlich war das nicht. Nach dem Ausfall Neureuthers sei es in vielen Gesprächen mit der Mannschaft darum gegangen, „das Team so an die Hand zu nehmen, dass jeder Fahrer weiß, dass man auch auf ihn zählt“, berichtete Maier, „dass die Motivation bei den Trainern nicht schwindet, nur weil der Felix nicht mehr dabei ist, und dass es eine Trotzreaktion gibt“.

Diese trat ein. „Der Felix hat jahrelang dieses Schiff oder diesen Zug gezogen“, räumte Maier ein und gab den Fahrern mit auf den Weg: „Jetzt müssen wir selber schauen, dass wir das Thema meistern, bis er wieder kommt.“ Die Motivation gelang schnell, das Team beflügelt sich selbst. Vor dem Riesenslalom-Finale - dem eine Führung nach dem ersten Durchgang vorausgegangen war - berichtete Luitz, dass Dreßens dritter Rang tags zuvor einen Extra-Schub gegeben habe. „Aber nicht nur der Thomas“, sagte der Allgäuer, „sondern auch das Damen-Team. Was die zur Zeit abliefern, da muss man sich schon ranhalten.“

Vor der Rückkehr nach Europa und den Rennen in St. Moritz (Damen) und Val d'Isère (Herren) weiß DSV-Alpinchef Maier: „Die ganzen guten Leute, die wir haben, sind in der Spur.“ In der Aussage schlummert leise Kritik, denn hinter den aktuellen Top-Fahrern tut sich eine kleine Lücke auf. „Die zweite Garnitur, die macht mir ein bisschen Kummer“, sagte er. Aber wer weiß, was der Ansporn durch die Podest- und Top-Ten-Fahrer in dieser Olympia-Saison noch alles bewirken kann.