Medaillenflaute Beinahe-Unglück vor WM-Riesenslalom - DSV ohne Medaillen
St. Moritz (dpa) - Auch die deutschen Riesenslalomfahrer haben die Medaillenflaute bei der Ski-WM in St. Moritz nicht beenden können.
Der Kampf um Edelmetall war für Felix Neureuther und Co. am Freitag aber nicht die einzige Sorge - zwischendrin rückte der Sport durch ein Beinahe-Unglück mit einem Flugzeug in den Hintergrund. Weil ein Show-Flieger der Schweizer Luftwaffe ein über die Strecke gespanntes Seil zerriss und dieses auf einen Sessellift samt Sportler und Trainer krachte, hingen etliche Athleten lange über dem Boden fest.
Der Grund für das enttäuschende Abschneiden mit Platzierungen jenseits der Top Zehn war der Zwischenfall beim WM-Sieg des Österreichers Marcel Hirscher nicht. Wohl aber beschäftigte die Episode Neureuther, der angeschlagen 16. wurde.
„Man bekommt mit, dass ein Flieger in irgendetwas reingeflogen ist, mehr eigentlich nicht“, sagte der 32-Jährige und erzählte von den Minuten im Lift: „Es sind meine Eltern da, sehr viele Zuschauer da, da denkt man sich schon, hoffentlich ist nichts passiert. Es ist schon Wahnsinn. Das hätte sehr schlimm ausgehen können.“ Weltmeister Hirscher meinte: „Heute haben sehr, sehr viele Menschen sehr, sehr viel Glück gehabt.“
Weil bei dem Unfall niemand zu Schaden kam und auch das Flugzeug heil gelandet werden konnte, war eine 30-minütige Verzögerung des zweiten Laufs und eine fehlende Kameraeinstellung die einzige konkrete Folge für das Rennen. In dem konnten die Starter des Deutschen Skiverbands (DSV) keine Aufholjagd auf die Spitzenplätze mehr eröffnen. Linus Straßer war auf Rang zwölf bester Deutscher (+1,38 Sekunden), Stefan Luitz kam auf Platz 14 (+1,62 Sekunden).
Hirscher holte seinen ersten WM-Titel im Riesenslalom vor Teamkollege Roland Leitinger und Norwegens Leif Kristian Haugen. „Unglaublich“, meinte Hirscher, „das war eines der härtesten Rennen der Saison“.
Während die Ski-Nation Österreich ihre Medaillen sechs und sieben feierte, steht der DSV weiter bei null Plaketten. Nun bleibt nur noch der Slalom der Herren zum WM-Abschluss, in dem eine realistische Chance auf Edelmetall besteht. „Jetzt gilt es, zu regenerieren, sich auf den Sonntag richtig vorzubereiten und da dann einen rauszuhauen“, kündigte Neureuther an. Daran war im Riesenslalom nicht zu denken.
Und auch Luitz erfüllte die Erwartungen nicht, die nach einem dritten Rang jüngst beim Weltcup in Garmisch-Partenkirchen an ihn gerichtet waren. „Ich habe schnelle Schwünge gehabt, aber zu viele Fehler gemacht. Dann reicht es halt nur zum 14. Platz“, sagte der Allgäuer. „Aber das ist abgehakt. Mal schauen, was im Slalom möglich ist.“
Die positive Überraschung aus deutscher Sicht war Straßer, der mit Startnummer 43 nach vorne raste und sogar seine beide erfahreneren Teamkollegen hinter sich ließ. „Unglaublich, das erste Mal in die Punkte gefahren und dann noch bei der WM“, sagte der 24 Jahre alte Münchner. „Ich genieße das in vollen Zügen. Ich bin sehr happy.“
Die deutschen Sportler waren mit vagen Hoffnungen auf Edelmetall in das Rennen gegangen und hätten eine lange Serie von Titelkämpfen ohne Riesenslalom-Medaille bei den Herren beenden können. Seit Markus Wasmeiers Gold-Triumph von 1985 in Bormio gingen die Deutschen bei allen Titelkämpfen leer aus. Überhaupt war dies vor 32 Jahren die einzige deutsche Herren-Medaille der WM-Historie in der Disziplin.
Am Sonntag soll es im Slalom der rekonvaleszente Neureuther richten. Nach seiner Rückenverletzung aus dem Team-Event gab er zumindest gesundheitlich Entwarnung. „Man muss sowieso immer positiv nach vorne schauen, und das Positive ist, dass es vom Rücken her relativ gut gehalten hat“, berichtete er. „Jetzt gilt's zu regenerieren und sich auf den Sonntag richtig vorzubereiten und da dann einen rauszuhauen.“