„Doppel-Staatsbürger“ Dopfer ist in der Weltspitze
Kitzbühel (dpa) - Erstes deutsches Riesenslalompodest seit 1994, neue Torlaufkonkurrenz für Felix Neureuther: Fritz Dopfer ist in beiden Technik-Disziplinen unter die Weltbesten gefahren. Dass der 24-Jährige für den Deutschen Skiverband an den Start geht, ist dabei nicht selbstverständlich.
Dopfers Autogramm ist rasant im Wert gestiegen. Glückstrahlend blickt die junge Zuschauerin nach dem Slalom von Kitzbühel auf ihre österreichische Fahne, die der Neuntplatzierte signiert hat. Mit zwei Podesträngen hat sich der 24-jährige Dopfer diese Saison in die Riege der weltbesten Technik-Asse im alpinen Weltcup katapultiert. Dass der gebürtige Innsbrucker im deutschen Rennanzug seine Unterschrift neben den rot-weiß-roten Bundesadler setzt, ist ähnlich bemerkenswert.
„Ach, zwei Herzen in meiner Brust“, antwortet Dopfer auf die seit seinem Höhenflug häufig gestellte Frage nach seiner Nationalität. „Ich fühle mich als Fritz Dopfer, als Doppel-Staatsbürger.“ Stolz sei er, für den Deutschen Skiverband starten zu dürfen. Seit 2007 geht der Sohn einer österreichischen Mutter und Absolvent des österreichischen Ski-Gymnasiums in Stams für seine Wahlheimat ins Rennen. Der Sohn eines deutschen Vaters wuchs im bayerischen Schongau auf.
Nach einem langsamen Aufwärtstrend mit einzelnen Achtungszeichen sorgte Dopfer diesen Winter beim 13. Platz von Sölden für seinen persönlichen „Hallo-Wach-Effekt“ und mit Rang drei in Beaver Creek für das erste deutsche Riesenslalom-Podium seit fast 18 Jahren. Auf den gleichen Rang kletterte er in Wengen auch in seiner zweitbesten Disziplin Slalom - sogar vor seinem berühmten Teamkollegen.
Wenn der als äußerst eifrig geltende Dopfer davon spricht, dass seine „Trainingsumfänge fast ein bisschen weniger“ geworden seien, verdreht Felix Neureuther schon einmal die Augen. Seit dem vergangenen Frühjahr hat der zweimalige Weltcup-Sieger einen adäquaten Übungspartner und profitiert nach eigener Aussage von der neuen internen Konkurrenz. „Ich brauche nicht mehr permanent den internationalen Vergleich, um mich mit anderen messen zu können“, sagt der 27-Jährige aus Garmisch-Partenkirchen. „Wir können unser Ding durchziehen und müssen uns nicht mehr an anderen orientieren.“
Vom Fixpunkt Neureuther hat sich Dopfer „sehr viel abschauen“ können und sich in dessen „Windschatten“ (Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel) gleich zwei Disziplinen still in die Weltspitze gearbeitet. „Das ist sehr, sehr schwierig, da gibt's nicht so viele“, lobt Waibel den ersten deutschen Doppelpodestfahrer seit Armin Bittner 1989/1990. „Es ist für den Fritz sehr gut gelaufen, eigentlich besser, als wir es erwartet haben.“
Als „extrem stabil, sehr strukturiert und sehr berechnend“ charakterisiert Alpin-Direktor Wolfgang Maier die aktuelle Fahrweise von Dopfer vor dem Nachtslalom von Schladming am Dienstag. Bis zu dieser Saison fuhr er bei 38 Anläufen gerade achtmal in die Weltcup-Punkte, diesen Winter hatte er in zwölf Rennen nur zwei Ausfälle. „Das Selbstvertrauen ist größer, es passt heuer sehr, sehr viel zusammen“, erläutert der 24-Jährige sein aktuelles Erfolgsgeheimnis und verweist auf die jahrelange „harte Arbeit“ mit Heimtrainer Albert Doppelhofer.
Der speziell zugeschnittene Aufbau führte Dopfer auch vor fünf Jahren zum DSV. „Wir haben nicht allzu viele Weltklassefahrer“, sagt Chefcoach Waibel. Dafür würden die Fahrer sehr individuell betreut. Dopfer scherzt, trotz seiner Spitzenergebnisse gebe es nun „keine großen Abwerbeversuche“ der Österreicher. „Sie haben viele gute Jungs, da brauchen sie mich nicht auch noch.“ In Wengen war er erstmals vor allen Startern des ÖSV platziert.