Höfl-Riesch erleichtert: „Stein vom Herzen“
Aspen (dpa) - Mit einer bronzenen Plakette um den Hals machte sich Maria Höfl-Riesch auf den Weg nach Lake Louise. Noch viel wichtiger als die Trophäe für den 3. Slalomplatz von Aspen war der Olympiasiegerin aber das zurückgewonnene Zutrauen in die eigene Stärke für den Speedauftakt in Kanada.
„Es ist mir natürlich schon ein Stein vom Herzen gefallen“, freute sich die Skirennfahrerin über ihr „gutes Ergebnis nach zwei schlechten Riesenslaloms“. Nach dem 24. Platz von Sölden und dem Aus in Colorado wendete sie einen ähnlich schlechten Weltcupstart wie zuletzt 2003, als sie ohne Punkt geblieben war, ab - auch wenn die „hundertprozentige Sicherheit“ noch fehlt. Deswegen grämte sich die 27-Jährige auch nicht lange über den deutlichen Rückstand von 1,96 Sekunden auf die österreichische Torlauf-Dominatorin Marlies Schild.
„Mit jedem schlechten Ergebnis oder Ausfall steigen die Zweifel“, meinte Höfl-Riesch erleichtert vor den erwarteten Speedshowdowns mit ihrer Dauerrivalin Lindsey Vonn. Die Amerikanerin, die sich von ihrem sportlichen Berater und Ehemann Thomas scheiden lässt, hatte auf den Torlauf wegen Rückenschmerzen verzichtet. „Wenn jetzt der Slalom auch daneben gegangen wäre, wäre es schon schwieriger geworden vom Selbstvertrauen“, sagte die Partenkirchenerin.
So verbesserte Höfl-Riesch aber nervenstark die deutsche Erfolgsbilanz auf drei Podestplätze, darunter ein Sieg, in den ersten drei Saisonrennen. „Wenn wir damit nicht zufrieden sind, wann dann“, meinte Alpin-Chef Wolfgang Maier, der zudem froh war, dass seine Vorzeige-Alpine nicht in ein „psychologisches Tief“ rutschte. Und um die nervliche Verfassung von Viktoria Rebensburg braucht sich nach ihrem Erfolg am Samstag im deutschen Team erst gar keiner zu sorgen. „Sie ist im Riesenslalom das Maß der Dinge“, lobte Maier.
Während sich Höfl-Riesch als dreimalige Abfahrtssiegerin von Lake Louise auf einen ihrer „Lieblingsplätze im Weltcup“ freut, strebt Rebensburg in beiden Schussfahrten am 2. und 3. Dezember sowie dem Super-G am 4. Dezember erstmals in den Rocky Mountains die Top-Ten an. „Ich versuche Abfahrt und Super-G zu forcieren, da dauert's etwas länger, weil man mehr Erfahrung braucht“, sagte die Führende im Gesamtweltcup. Langfristig will sie mit vorderen Speedergebnissen auch in den Kampf um die Große Kugel eingreifen.
Solche Ziele sind für Andreas Sander noch in ganz weiter Ferne. Doch mit seinen Plätzen 16 und 18 in Lake Louise erhöhte der 22 Jahre alte ehemalige Junioren-Weltmeister vor den Rennen in Beaver Creek den Druck auf die etablierten, punktlos gebliebenen Kollegen Stephan Keppler und Tobias Stechert. „Er hat Riesenreserven. Es ist gut für die anderen zwei zu sehen, dass man mithalten kann“, lobte Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel.
Für Abfahrt und Super-G in Colorado, auf die am Sonntag noch ein Riesenslalom folgt, rechnet sich sein größtes Talent aber noch keine Wiederholung seiner besten Weltcup-Resultate aus: „In Beaver Creek war ich noch nie am Start, das wird also eine ganz neue Erfahrung für mich“, sagte Sander. „Ich erwarte mich daher nicht in den Top 20.“