Höfl-Riesch hinterlässt große Lücke im Skiverband

München (dpa) - Maria Höfl-Riesch weiß, welche Lücke sie im Deutschen Skiverband hinterlässt. Alpindirektor Wolfgang Maier hat um sie gekämpft. Sogar einen eigenen Trainer sollte sie bekommen.

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„Diese Heftigkeit der Angebote hat mich überrascht“, bekennt die 29-Jährige. Sie grübelt deswegen, am Ende siegt das Bauchgefühl. Karriereende. Nach drei Olympiasiegen, sechs WM-Medaillen, dem Gesamtweltcupsieg, und, und, und. „Das ist schon ein Verlust“, sagt Maier am Tag danach. „Liefern“, wie das in der Sportlersprache gerne genannt wird, das wird in dieser Konstanz so schnell keine deutsche Alpine mehr können. Daran müssen sich alle gewöhnen. Die Fans, die Medien, der Verband.

Die Aufmerksamkeit, das ist nun klar, wird sich im kommenden WM-Winter noch mehr auf Felix Neureuther konzentrieren. Mit „einem brutalen Masterplan“ will der zurückkommen und sich für die verpasste Olympia-Medaille und den entgangenen Gesamtsieg im Slalom-Weltcup entschädigen. Hoffnungen, Erwartungen, Medienanfragen, all das wird ohne Höfl-Riesch als Leuchtturm aber für Neureuther nochmal zunehmen.

Bevor die deutsche Rekord-Alpine bei Olympischen Spielen sich in dem Sponsorenraum am Flughafen München aus dem schweren Ledersessel erhebt, drückt sie den Arm von Maier und lächelt. „Ich werde dem DSV weiterhin die Daumen drücken, es kommt schon wieder was nach. Manchmal muss man Geduld haben“, sagt sie. Die Frage ist: Wie lange?

Schon bevor Höfl-Riesch ihren Entschluss öffentlich verkündet, war klar, dass es tiefgreifende Veränderungen geben wird. „Es ist ein Reset notwendig“, formuliert es Maier in der „Süddeutschen Zeitung“.

Nicht nur im Damen-Team, aber vor allem dort. Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel wechselt auf die Stelle des wissenschaftlichen Koordinators im Verband, er ist dann auch für Biathlon, Skispringen und Langlauf zuständig. Im Speedbereich lief die Saison zwar mehr als enttäuschend, aber zumindest im Slalom und Riesenslalom hinterlässt er seinem noch nicht benannten Nachfolger in Neureuther, Fritz Dopfer und Stefan Luitz eine bärenstarke Truppe.

Bei seinem Pendant Thomas Stauffer ist noch offen, wie es weitergeht. Der Schweizer sieht seine Zukunft im DSV, doch die Signale aus dem Verband gehen in eine andere Richtung. Fachlich ist Stauffer sehr gut, sein Organisationstalent wird von allen Seiten gelobt. Die Ansprüche in puncto Motivation und Führung sind aber wohl nicht immer zufriedenstellend erfüllt worden. Und so wird es wohl einen Wechsel geben. Entscheidungen sollen in den kommenden Wochen fallen.

Der neue Mann muss dann sehen, wie er die jahrelang viel stärkeren Frauen wieder auf das gestiegene Ergebnis-Niveau der Herren hievt. Denn außer Vancouver-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg gibt es keine Siegfahrerin mehr. Lena Dürr entwickelte sich von der allseits gelobten Nachwuchshoffnung zum Sorgenkind. Christina Geiger stagniert in ihrer Entwicklung. Veronique Hronek und Gina Stechert fehlten nahezu die komplette Saison verletzt. Höfl-Rieschs Schwester Susanne ist nach langer Verletzungspause noch weit vom alten Niveau entfernt.

„Wir haben sehr viel Substanz verloren, sowohl in den technischen als auch in den Speed-Disziplinen“, sagt Maier. Er rechnet damit, dass „sicher mal ein, zwei Jahre ins Land ziehen“ in denen die Ergebnisse „nicht in der gewohnten Art und Weise abgeliefert werden“. Klar: Die Lücke, die Höfl-Riesch nun hinterlässt, hätte es auch in einem Jahr gegeben. Aber durch die längere Entwicklungszeit für alle anderen bis dahin wäre sie nicht ganz so groß gewesen. Vielleicht.