Höfl-Riesch nur noch 67 Punkte vorn: „Schlecht gelaufen“

Are (dpa) - Mit einem langen Blick auf die Anzeigetafel hielt sich Maria Höfl-Riesch nach ihrer enttäuschenden Vorstellung in Are nicht auf. Kopfschüttelnd und ohne anzuhalten fuhr die dreimalige Olympiasiegerin nach dem Riesenslalom in Schweden aus dem Zielbereich hinter eine Werbewand.

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Platz 21 brachte ihr lediglich zehn Zähler - sechs Rennen vor dem Saison-Ende war das auf dem Weg zum Gewinn der zweiten großen Kristallkugel für die Gesamtweltcupführende ein Rückschlag. „Es sind noch einige Rennen, es kann noch viel passieren. Im Moment schaut es nicht so gut aus für mich, aber das kann sich auch wieder drehen“, sagte Höfl-Riesch.

Ganz anders die stärkste Verfolgerin: Anna Fenninger aus Österreich feierte zwei Wochen nach Olympia-Silber in Sotschi den sechsten Weltcup-Sieg ihrer Karriere und hat nur noch 67 Zähler Rückstand auf die Gesamtweltcupsiegerin von 2011. „Es war ja klar, dass sie im Riesenslalom Punkte gut machen kann. Es ist für sie jetzt perfekt und für mich ziemlich schlecht gelaufen“, meinte die 29-Jährige. In der aktuellen Form sei Fenninger „die Favoritin für den Gesamtweltcup“.

Alpindirektor Wolfgang Maier sieht das zwar anders, sagte aber auch: „Jetzt rückt die Fenninger natürlich extrem nah auf.“ Platz 21 von Höfl-Riesch entspreche „nicht ihrem Leistungsvermögen“, kritisierte er. Sie mache es sich „selber nicht gerade leicht“.

Viktoria Rebensburg musste sich in ihrem ersten Rennen nach Olympia-Bronze in Russland mit Platz elf arrangieren. Fenninger dagegen raste von Rang sieben im Finale noch an die Spitze. Rang zwei ging an Anemone Marmottan aus Frankreich. Platz drei teilten sich Eva-Maria Brem aus Österreich und Lara Gut aus der Schweiz.

Vor dem zweiten Riesenslalom in Are am Freitag hat Fenninger nun 1051 Zähler auf dem Konto, Höfl-Riesch liegt bei 1118 Punkten. „Jetzt bekommt sie eine unerwartet starke Gegnerin. Jetzt muss sie Courage zeigen. Dass sie das kann, hat sie schon oft genug bewiesen“, sagte Maier.

Obwohl die Österreicherin im Riesentorlauf auch gegen eine Höfl-Riesch in Normalform die besseren Karten hat - eine Kampfansage gab es nicht. „Ich sehe mich im Gesamtweltcup in der Außenseiterrolle“, meinte Fenninger. Schließlich habe Höfl-Riesch zwei Rennen mehr, in denen sie jeweils 100 Punkte machen könne.

Etwa am Samstag im Slalom, da steht Fenninger nicht am Start. Beim Weltcupfinale in Lenzerheide folgen dann noch je eine Abfahrt und ein Super-G (Chancen ausgeglichen), ein Riesenslalom (Vorteil Fenninger) und ein Slalom (Vorteil Höfl-Riesch).

Für die deutsche Rekord-Alpine bei Olympia gilt: Abhaken und aus dem Vorsprung nicht schon am Freitag einen Rückstand werden lassen. Dazu aber muss sie sich anders präsentieren als am Donnerstag. „Wenn sie versucht, den Vorsprung über die Zeit zu retten, dann ist das zu wenig. Es gibt nur eins: Attacke“, sagte Maier.

Schon vier Tage vor dem Rennen in Are hatte Höfl-Riesch durch Rang neun bei der Abfahrt in Crans Montana an Vorsprung eingebüßt. Diesen kleinen Trend gilt es nun zu stoppen.

„Natürlich kann ich nicht so gut Riesen(slalom) fahren wie die Anna und nicht gewinnen“, meinte Höfl-Riesch, „aber unter die besten zehn kann ich fahren. Das ist mein Ziel für morgen. Und dann konzentrieren wir uns auf den Slalom.“