Hölzls „Traum“: Noch einmal zurück in den Weltcup
Bischofswiesen (dpa) - „Wir gratulieren der Weltmeisterin Katy Hölzl“. Ein großes Plakat hängt an dem Gebäude, in dem Kathrin Hölzl am Götschen in Bischofswiesen ihre Skischule hat. Knapp vier Jahre ist der größte sportliche Triumph der Skirennfahrerin jetzt her.
Nach acht Jahren ohne WM-Einzel-Titel, 31 Jahren ohne WM-Riesenslalom-Gold und 52 Rennen bei alpinen Großereignissen ohne Einzel-Medaille war es die mittlerweile seit Jahren verletzte Hölzl, die im Februar 2009 in Val d'Isère die deutschen Alpinen erstmals wieder jubeln ließ. „Natürlich denke ich öfters daran zurück, gerade wenn wie jetzt mit der WM ein Großereignis ansteht oder wenn es einem schlechter geht oder wenn man die Nase voll hat. Dann kommt auch das von damals wieder hoch - und da möchte man schon wieder dabei sein“, gesteht die zweimalige Weltcup-Siegerin, die so gerne noch einmal auf die Alpin-Bühne zurückkehren würde. „Das wäre schon mein Traum - eigentlich.“ Eigentlich. Denn nach unzähligen Spritzen, Therapien, Besuchen bei Medizinern und Heilern will Hölzl vor allem wieder eins: ein schmerzfreies Leben.
So weit gehe es nicht so schlecht, antwortet Hölzl auf die Frage nach ihrem Gesundheitszustand. Gut klingt anders. Die lange rätselhaften Muskelleiden sind mittlerweile behoben, aber der Rücken kann weiter für Qualen sorgen. „Eine chronische Nervenreizung“, wie sie selbst erläutert. Mittels einer weiteren Behandlung und Spritzen im Ausschlussverfahren soll nun die ersehnte Linderung folgen.
Zuletzt hatte sie im Trainingslager im Juli in Neuseeland versucht, als Skirennfahrerin zurückzukommen. Doch schon am dritten Tor eines Trainingskurses war Schluss. „Ich kann dann nicht mehr auftreten. Dann sticht es hinten jedes Mal wie mit einem Messer“, beschreibt sie den stechenden Schmerz, der sie auch bei ihren Hobbysport-Versuchen hinderte.
„Beim Laufen war es so, dass ich im Schneckentempo heimgegangen bin. Und wenn ich nicht 'mal eine halbe Stunde laufen kann, dann brauche ich auch nicht Skifahren“, betont Hölzl. „Man macht sich Gedanken, auch abgesehen vom Leistungssport. Ich möchte ja auch Hobbysport machen oder 'mal im Winter Skifahren, 'mal Tiefschneefahren, im Sommer auf den Berg gehen. Ich mag ja mein Leben nicht ohne Sport verbringen, so von 100 auf 0.“
Ob die ehemalige Weltcup-Zimmergenossin Maria Höfl-Riesch, Alpin-Direktor Wolfgang Maier oder Damen-Cheftrainer Thomas Stauffer - alle im Team fühlen mit der „Gold Katy“ von 2009. „Die oberste Priorität ist, dass sie wieder ganz gesund wird. Im Frühling sehen wir dann mal, wie wir planen können. Aber wir haben schon viele Pläne gemacht und dann ist es wieder anders gekommen“, erklärt Stauffer. Zuletzt schnupperte Hölzl, die die Heim-WM in Garmisch vor zwei Jahren wegen der großen Schmerzen nach dem ersten Durchgang abbrach, im Dezember 2011 für ein Rennen in den Weltcup rein.
Längst hat Hölzl aufgehört, Pläne zu schmieden. „Zeitlich plane ich nichts mehr, denn das ist alles in die Hose gegangen“, betont die einst athletisch so starke Sportlerin mit Blick auf eine Weltcup-Rückkehr. „Sobald es einfach gut geht, werde ich selber merken, ob das überhaupt noch mal einen Sinn hat, weil ich jetzt schon sehr weit entfernt bin.“
Emotional ist Hölzl alles andere als weit entfernt vom Team; bei den Weltcup-Rennen fiebert sie immer vor dem Fernseher mit. „Dann denkt man sich, das war mein Rennen, das war mein Hang, das war mein Lauf. Da steigere ich mich dann so hinein, dass alle daheim schon lachen, weil ich vor dem Fernseher stehe und mich da reinversetze, als wenn ich selber dabei wäre.“ In Schladming will sie das Team besuchen und dort am liebsten mit den Kolleginnen feiern. „Ich hoffe, dass sie bei der WM das bringen, was sie wirklich können. Die letzten Rennen waren auch viel mit Pech verbunden.“