Keine letzte Chance für Höfl-Riesch auf Abfahrts-Kugel
Lenzerheide (dpa) - Nebel in Lenzerheide hat Maria Höfl-Riesch ein Déjà-vu beschert - allerdings in einer neuen Rolle. 2011 sicherte ihr eine Rennabsage beim Weltcupfinale in der Schweiz die erste Große Kristallkugel ihrer Karriere.
Am Mittwoch raubte ihr nun die schlechte Sicht im unteren Streckenteil die letzte Chance auf eine Aufholjagd in der Abfahrtswertung. „Jetzt weißt du, wie ich mich vor zwei Jahren gefühlt habe“, twitterte Höfl-Riesch verbunden mit Gratulationen in Richtung Lindsey Vonn.
Denn die Amerikanerin, die damals wegen drei Punkten unterlegen war, gewann die kleine Trophäe zum sechsten Mal in Serie - verletzt, in Abwesenheit und mit einem Punkt Vorsprung vor Tina Maze aus Slowenien. „Oh mein Gott, ich habe den Weltcup-Abfahrts-Titel gewonnen!!!!!“, jubelte Vonn via Facebook. „Alles im Leben gleicht sich wieder aus.“ Mit der 17. Kugel ihrer Karriere stellte sie zudem einen neuen Rekord auf.
Für Höfl-Riesch blieb Rang drei mit 68 Zählern Rückstand auf ihre Skifreundin, die zum Zeitpunkt der Rennabsage durch die Jury auf einer Jacht in Florida gewesen sein soll. Bemerkenswert: Seit ihrer schweren Knieverletzung bei der Ski-WM im Februar fuhr die 28-Jährige kein Rennen mehr.
Aksel Lund Svindal dagegen stand in jeder Abfahrt des WM-Winters am Start. Seinen ersten Triumph in der Schussfahrt-Gesamtwertung aber erlebte er an einem Biertisch auf der Sonnenterrasse eines Bergrestaurants.
Nachdem der Start in Lenzerheide zunächst mehrfach verschoben worden war, entschied die Jury um den deutschen Renndirektor Günter Hujara nach vier Stunden, die letzte Abfahrt der Saison abzusagen. Die 58 Punkte Vorsprung auf Klaus Kröll aus Österreich reichten dem Norweger so zum Gewinn der Disziplinwertung. Seine Freundin, Vonns Teamkollegin Julia Mancuso freute sich über die Gewinner des Tages. „Die besten Abfahrer dieses Jahr sind zwei meiner liebsten.“
Am Berg beglückwünschte der drittplatzierte Italiener Dominik Paris Svindal als einer der ersten und sagte: „Gratuliere, Aksel“, woraufhin Svindal lächelnd antwortete: „Ich habe nicht viel gemacht.“ Seine Gefühle waren trotz der nun fast kompletten Sammlung - außer im Slalom hat der 30-Jährige in seiner Karriere mindestens eine Kugel in jeder Disziplin gewonnen - aber gemischt. „Für mich war es ein bisschen schwierig“, gestand Svindal. Denn die verpasste Gelegenheit, in der Abfahrt zu punkten, bedeutet auch, dass „es in der Gesamtwertung fast vorbei ist“.
Auf Marcel Hirscher fehlen Svindal 149 Punkte. Die Abfahrt wäre die einzige Gelegenheit gewesen, ohne einen Start des Österreichers den Rückstand zu verkürzen. „Jetzt möchte ich mich voll auf den Super-G und den Riesenslalom konzentrieren. Es ist für mich eine sehr erfolgreiche Saison gewesen“, meinte der Super-G-Weltmeister, der die Wertung in dieser Disziplin schon vor dem Rennen am Donnerstag sicher hat. Aufgeben wird er den Wettstreit um seine dritte Große Kugel aber nicht. „Wenn ich muss, werde ich auch im Slalom am Start stehen.“
Bis zum Sonntag aber kann noch viel passieren, der Traum von Gesamtweltcupsiegerin Maze allerdings ist schon vorbei. Auch die Ausnahmeathletin der Saison wird es nach der verstrichenen Chance in der Abfahrt nicht mehr schaffen, alle Kugeln eines Winters auf sich zu vereinen. „Ich denke die Abfahrtskugel gehört jemand anderem. Glückwunsch, Lindsey!“, twitterte sie.