Krank, verletzt, kein Gold: Riesch & Vonn warten
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Maria Riesch fühlte sich am Abend vor der Abfahrt „auf jeden Fall besser“, Lindsey Vonn ließ dagegen für die öffentliche Startnummern-Auslosung entschuldigen.
Während sich die Amerikanerin im Stillen auf ihre wohl letzte realistische Medaillenchance einstimmte, stellte sich Riesch am Vorabend noch einmal ein paar TV-Kameras und Radio-Mikros. Der Erholungstag am Samstag habe gut getan, sagte die 26-Jährige, die sich vor der Schussfahrt am Sonntag (11.00 Uhr) keinen Druck machen möchte. „Die Erwartungen sind durch den Verlauf dieser Woche ein bisschen gedämpft.“
Dass keine „wundersame Heilung“ eingetreten war, sei klar, meinte Riesch. Aber auch von Verbandsseite blickte man dem Rennen mit mehr Zuversicht entgegen. „Wir können davon ausgehen, dass ihr Genesungszustand besser ist“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier im Bayerischen Rundfunk. Ein wenig verwunderlich war dagegen Vonns Entscheidung, nach dem Renn-Einsatz vom Freitag einen Tag später wegen der Folgen ihrer Gehirnerschütterung den Auftritt im Ortskern von Garmisch-Partenkirchen absagen zu lassen.
Riesch kämpft sich dagegen mit viel Herz durch ihre Heim-Weltmeisterschaften, vor deren Start es so schien, als ginge es nur um eine Frage: Wer von den beiden holt wie viel Gold? Doch die Titelkämpfe laufen für die zwei 26-Jährigen anders als erhofft. Bei einer Heim-WM müsse man aber alles versuchen, betonte Riesch.
Die Gastgeberin hat immerhin schon Super-G-Bronze in der Tasche, für Vonn steht nur ein siebter Rang aus diesem Wettbewerb zu Buche. Fit waren beide nicht. Die Kombinations-Pläne der deutschen Doppel-Olympiasiegerin wurden von einer Virusgrippe durchkreuzt, Vonn beklagt die Folgen eines Trainingssturzes aus dem WM-Vorfeld.
Nun aber steht die Disziplin an, in der die beiden die Siege im Normalfall unter sich aufteilen. Seit Vonns Erfolg in Are im März 2009 gewannen die beiden Rivalinnen alle Schussfahrten. 14 Weltcup- Rennen, eine Olympia-Abfahrt - zehnmal hieß die Siegerin Vonn, fünfmal Riesch.
Aber die Vorbereitung der beiden wurde nicht nur durch die persönlichen Malaisen gebremst. Vonn fuhr ein Training mehr als Ski-Touristin als als Rennfahrerin hinab, Riesch schwang krank gleich nach dem Start des ersten Abfahrts-Laufs auf der Kandahar ab. Als einzige richtige WM-Schussfahrt steht für beide die erste Hälfte der Kombination zu Buche. Dass das Training am Samstag wegen zu hoher Temperaturen ausfiel, nahm Riesch mit einem „lachenden und einem weinenden Auge“.
Vonn will am Sonntag nicht nur ihre persönliche WM-Bilanz retten - denn in Riesenslalom und Slalom ist sie in der zweiten Woche keine Medaillenkandidatin - sondern auch den Kritikern entgegen treten. Denn für das öffentliche Hin und Her mit Verletzung oder Verzichtsgedanken hatte sich die Amerikanerin harte Worte anhören müssen. „Wenn ich am Sonntag fahre, sind alle ruhig, die mich jetzt kritisieren.“
Angesichts der Probleme der beiden Parade-Alpinen rechnen sich eine ganze Reihe anderer Damen Chancen aus. Elisabeth Görgl (Österreich) war nach dem Sieg im Super-G auch in der Kombi-Abfahrt die schnellste vor Dominique Gisin (Schweiz) und Anja Pärson (Schweden). Dagegen waren die Auftritte von Anna Fenninger (Österreich) wegen Fieber und Magen-Darm-Grippe sowie Lara Gut (Schweiz) wegen einer Knieblessur fraglich.