Küng feiert Abfahrt-Heimsieg - Deutsche enttäuschen
Wengen (dpa) - Als hätten es die Schweizer Alpin-Herren geahnt, wurde vor dem Sieg von Patrick Küng am Lauberhorn schon teamintern gescherzt. Auf die Frage des Schweizer Skirennfahrers, wie denn ein Sieg in Wengen sei, gab es die trockene Antwort der Abfahrtskollegen.
„Sie haben gesagt, ich würde es ja heute selber erfahren“, schilderte Küng nach dem Rennen. Wie in den vergangenen Jahren schon seine drei Mannschaftsgefährten Beat Feuz (2012), Carlo Janka (2010) und Didier Defago (2009) stand der 30-Jährige beim Heimrennen in der Schweiz ganz oben.
Küng durfte sich nach dem Erfolg im Super-G von Beaver Creek im Dezember über seinen zweiten Weltcup-Sieg freuen. Es war der erste Sieg eines Schweizers seit dem von Feuz vor knapp zwei Jahren im norwegischen Kvitfjell. „Das ist der beste Ort, an dem man als Schweizer gewinnen kann“, schwärmte Küng.
Die Eidgenossen durften nach dem Erfolg in der wegen des starken Windes verkürzten Abfahrt wieder jubeln und ließen die Kuhglocken im Zielraum besonders laut läuten. Die Wartezeit für Österreich geht seit dem bislang letzten Erfolg im Dezember 2012 indes weiter. Um sechs Hundertstelsekunden distanziert landete Hannes Reichelt auf dem zweiten Rang. „Ich bin eher glücklich, dass ich eine Hundertstelsekunde vor Svindal bin“, betonte der Österreicher.
Weltmeister Aksel Lund Svindal (Norwegen) baute als Dritter seine Führung im Gesamtweltcup aus und liegt auch an der Spitze der Disziplin-Wertung. „Einmal sind die Hundertstelsekunden auf meiner Seite, einmal nicht. Aber Top drei passt schon“, haderte Svindal keineswegs, obwohl ihm nur 0,07 Sekunden auf Küng fehlten.
Im Kampf um den Gesamtweltcup bei den Damen gab es am Samstag eine Zwangspause. Starker Schneefall im italienischen Cortina d'Ampezzo sorgte für eine Absage der Abfahrt. Das Rennen soll am Sonntag nachgeholt werden. Maria Höfl-Riesch ist nach Platz eins im Training Mitfavoritin auf den Sieg.
Dagegen wären die deutschen Speedfahrer schon mit weitaus weniger zufrieden. Beim Rennen in der Schweiz landeten sie jenseits der Punkteränge. Bester war noch Josef Ferstl als 41. „Ich bin gar nicht so schlecht gefahren, aber habe die Schlüsselstelle einfach verhauen“, sagte Ferstl. „Da geht mir die Geschwindigkeit über den ganzen Lauf ab.“ Stephan Keppler auf Platz 60 und Fabio Renz bei seiner Weltcup-Premiere als 61. landeten weiter hinten.
Klaus Brandner stürzte, blieb aber dem Augenschein nach unverletzt. Das war bei Tobias Stechert nicht der Fall. Wie der Deutsche Skiverband mitteilte, musste der Oberstdorfer wegen eines Risses am Meniskus operiert werden. Eine Chance auf Olympia hat der einzige deutsche Abfahrer mit der halben Sotschi-Norm nicht mehr, will aber noch in dieser Saison wieder Rennen fahren.
In Wengen hofft der Deutsche Skiverband erst einmal wieder auf einen positiven Auftritt seiner Technikherren um Felix Neureuther. Der WM-Zweite will nach seinem Vorjahreserfolg auch diesmal am Sonntag im Slalom auf das Podest.