Lisa Zimmermann holt Gesamtweltcup im Slopestyle
Silvaplana (dpa) - Mit der Slopestyle-Kristallkugel im Gepäck ging es für Lisa Zimmermann direkt nach Hause. „Feiern werde ich nicht, dazu bin ich viel zu platt“, sagte die Ski-Freestylerin der Nachrichtenagentur dpa.
Durch den zweiten Weltcup-Sieg ihrer Karriere sicherte sie sich am Samstag knapp drei Wochen nach ihrem 18. Geburtstag Platz eins in der Weltcupwertung. Silvaplana in der Schweiz wurde von ihr aber nicht mehr unsicher gemacht. Stattdessen ging es heim. Denn schon am Mittwoch wartet im italienischen Livigno das „Nine Queens“, ein Sponsorenevent für Freeskier. Auf die Junioren-WM verzichtet die ehemalige Eiskunstläuferin dagegen: „Das bringt mir nicht viel.“
Für den Deutschen Skiverband (DSV) sind Veranstaltungen des Skiweltverbands (FIS) wiederum wichtig. Aber die in Bad Aibling lebende Zimmermann und der DSV, das ist keine reibungslose Geschichte. „Das Jahr ist noch nicht optimal gelaufen. Aber das war auch das erste Jahr. Ich denke, dass das in Zukunft noch strukturierter werden wird“, berichtete Zimmermann, die bei Olympia mit Rang 14 hinter den hohen öffentlichen Erwartungen zurückblieb. In der Szene ist sie trotzdem etwas Besonderes: Als erster Frau gelang ihr ein Double Cork 1260. Das ist eine Höchstschwierigkeit mit doppelter Überkopfdrehung und dreieinhalb Schrauben.
Beim DSV gibt es hinter vorgehaltener Hand wegen der Reibungsverluste durchaus kritische Stimmen in Richtung der jungen Athletin, die zukünftig nicht mehr mit Bundestrainer Thomas Hlawitschka zusammenarbeiten wird. „Ich bin von Anfang an mit dem jetzigen Trainer nicht so klar gekommen“, begründete Zimmermann den Wunsch nach einem eigenen Coach und meinte: „Der DSV steht da hinter mir“.
Heli Herdt, sportlicher Leiter für die Freeskier, sagte: „Die Lisa hat einen sehr eigenen Kopf, was für Weltklasse-Athleten nicht ungewöhnlich ist. Sie hat ihren eigenen Stil und will ihren eigenen Weg gehen. Das kann ich respektieren.“ Mit dem neuen Coach, der wohl aus Zimmermanns direktem Umfeld kommen wird, „werden wir verabreden, wie wir uns vonseiten des DSV Leistungsnachweise vorstellen. Trainingsprotokolle und so.“
Die Abnabelung Zimmermanns ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Verband noch in der Lernphase ist, wie man mit den Freigeistern der Freestyle-Szene am besten umgeht und eine für beide Seiten fruchtbare Arbeitsgrundlage schafft. Denn um bei Winterspielen zukünftig im Medaillenspiegel konkurrenzfähig zu bleiben, braucht Deutschland neben Halfpipe-Fahrern und Skicrossern auch die Slopestyler. Tricks auf den Geländern, dazu gigantisch wirkende Sprünge über große Schanzen - das ist zudem für die wichtige Zielgruppe der Teenager ein schönes Spektakel.
Bislang ist die Szene der Freeskier um Zimmermann, Bene Mayr oder Sabrina Cakmakli wie ein Satellit des DSV. Bei den Alpinen oder den Skispringern gibt es lange gewachsene Strukturen. Fest verbunden sind der Verband und die freiheitsliebenden Sportler mit den Twin-Tips dagegen noch nicht. Teammanager Daniel Schißl sagte deswegen zu den Trainer-Plänen von Zimmermann: „Wir sind glücklicherweise so flexibel, dass wir Athleten den Freiraum geben können, den sie brauchen. Sie kann, wenn sie will, sich entsprechend umschauen.“
Böses Blut, Ärger wegen der endenden Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer? Davon will niemand sprechen. „Manche funktionieren gut miteinander, manche nicht so“, sagte Schißl, der eng mit Hlawitschka zusammenarbeitet, und ergänzte: „Wir freuen uns riesig, dass sie den Gesamtweltcup geholt hat.“ Vergeben wird der von der FIS.