Maria Riesch: „Es gibt nie eine Garantie“
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Bei den Weltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen steht Maria Riesch nach der ersten Woche mit zwei Bronzemedaillen da. Angesichts der Virusgrippe eine überaus gute Bilanz der deutschen Doppel-Olympiasiegerin, die im zweiten WM-Teil weitere Chancen hat.
Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht sie über die Chancen der deutschen Damen in den Technik-Rennen, gerade im Riesenslalom ist das Team gut aufgestellt. „Aber daneben greifen kann man immer, das gab es bei Weltmeisterschaften immer wieder. Es gibt nie eine Garantie“, sagte die 26-Jährige.
Ganz ehrlich: Was haben Sie sich gedacht, als Sie die Grippe erwischt hat?
Maria Riesch: „Da ärgert man sich schon, auch wenn es am Anfang nicht so schlimm schien und man denkt: Ein bisschen Halskratzen ist kein Problem. Aber dann habe ich gemerkt, wie es mich richtig erwischt hat. Da habe ich kurz ein bisschen die Panik bekommen und habe mir gedacht, um Gottes Willen, wenn ich jetzt total flach liege und nicht mehr fahren kann, das wäre ein Desaster. Gott sei Dank hab ich mich einigermaßen gefangen und noch eine zweite Medaille gewonnen. Ich bin total glücklich.“
Aber jetzt geht es ja, zumal mit zwei Medaillen im WM-Gepäck, besser.
Riesch: „Ich mache am Montag noch einmal einen Tag frei. Ich habe am Samstag gemerkt, dass mir die Pause wirklich sehr gut getan hat. Danach werde ich mich auf das Training in den technischen Disziplinen konzentrieren. Die Spezialisten haben den Vorteil, dass sie sich seit Wochen auf den Riesenslalom und den Slalom vorbereiten können. Für die Allrounder ist das Programm ein bisschen knapper und deswegen werde ich versuchen, die paar wenigen Tage so gut wie möglich zu nutzen.“
Ihre Schwester Susanne gehört zu diesen Technik-Spezialistinnen. Ihr Vater Siegfried hat nach dem Weltcup in Semmering gesagt, dass er ihr auch einmal einen großen Sieg gönnen würde. Wäre dafür nicht die WM der perfekte Zeitpunkt?
Riesch: „Auf jeden Fall. Und wer weiß, vielleicht ist es für sie sogar ein Vorteil, dass ihre bisherige Saison nicht optimal gelaufen ist. Dadurch ist die Erwartungshaltung nicht so hoch!“
In den Technik-Rennen in dieser zweiten WM-Woche ist das Team mannschaftlich am stärksten. Kann man da eine Medaille als sicher verbuchen?
Riesch: „Als sicher bestimmt nicht. Aber es ist schon Wahnsinn wie sich das Team im Riesenslalom entwickelt hat, wenn man überlegt, was das vor Jahren noch für eine Problem-Disziplin war. Die Hälfte der Saison gab es mal keine Deutsche im zweiten Durchgang. Das kann man sich jetzt nicht mehr vorstellen, jetzt sind wir zu dritt vorne dabei. In Sölden waren wir eins bis drei nach dem ersten Lauf. Aber daneben greifen kann man immer, das gab es bei Weltmeisterschaften immer wieder. Es gibt nie eine Garantie.“
Und im Slalom gibt es das große Duell Maria Riesch gegen Marlies Schild?
Riesch: „Vielleicht.“
Wenn Sie sich und Marlies Schild vergleichen, wer hat wo Vorteile?
Riesch: „Ich habe bei bestimmten Schneeverhältnissen Vorteile. Weil Marlies sehr aggressiv und mit sehr viel Kraft fährt, klappt es bei ihr vor allem auf Eis gut. Wenn die Bedingungen ein bisschen weicher sind oder auf aggressivem Schnee, hat sie meistens weniger Chancen und im flachen Gelände verliert sie häufig Zeit. Der Gudiberg ist zwar nicht gerade flach, aber das sehe ich diesem Fall nicht als Nachteil für mich.“
Sind Sie gleich gut oder ist Marlies Schild mit mehr Erfolgen im Weltcup besser oder sind Sie als Weltmeisterin und Olympiasiegerin besser?
Riesch: „Das werden wir sehen. Man kann es nicht vergleichen. Es war zuletzt ein sehr ausgeglichenes Duell. Sie fährt sicher nicht, wie manchmal geschrieben, in einer eigenen Liga.“
Die Damen präsentieren sich stark. Könnte Felix Neureuther beflügelt von den Erfolgen der Damen auch endlich die lange Zeit ohne Herren-Medaillen beenden?
Riesch: „Ich würde es ihm auf jeden Fall zutrauen. Er ist auf dem Gudiberg schon zweimal auf dem Podest gewesen. Drauf hat er es auf jeden Fall. Auch wenn man manchmal denkt, dass er in einer leichten Formkrise ist. Irgendwann erwischt er den perfekten Lauf und dann kann er ganz oben stehen. Sicher.“
Auf was freut man sich eigentlich am meisten nach einer Weltmeisterschaft?
Riesch: „Man freut sich, dass die ganz große Anspannung einfach weg ist und man in Ruhe oder mit neuen Zielen die Saison noch zu Ende fahren kann. Wenn die WM gut gelaufen ist, ist alles andere zweitrangig.“
Sind die Weltcups danach nicht besonders anstrengend, ganz ohne Pause?
Riesch: „Das war letztes Jahr auch heftig, aber ich war auf einer Welle des Erfolgs, es war alles sehr einfach - auch wenn ich ziemlich fertig war. Olympia hat viel für den Kopf gebracht. Aber vor dem Weltcup-Finale habe ich mich schon gefragt, wie ich die Woche überleben soll. Ich war wirklich ausgebrannt. Aber wenn einen der Ehrgeiz und die Motivation wieder packen, geht es immer irgendwie.“
Und nach der Saison steht Urlaub an - oder erst nach der Hochzeit Mitte April?
Riesch: „Erst nach der Hochzeit.“
Und in der neuen Saison heißen Sie dann als verheiratete Frau Maria...
Riesch: „Schauen wir mal...“