Neureuther-Freude auf Saison: „Mir geht es richtig gut“
Sölden (dpa) - Felix Neureuther hat diesen Sommer richtig genossen. Er war wandern daheim in den Garmischer Bergen, besuchte Bastian Schweinsteiger in Manchester, fuhr in Österreich ein Promi-Autorennen und flog in die USA zur Hochzeit von Ski-Kumpel Ted Ligety.
Vor allem aber kurierte er seinen dauergeschundenen Körper etwas aus. „Ich habe probiert, die Zeit zu nutzen, um den Rücken so hinzubekommen, dass es passt“, berichtete der inzwischen 31-Jährige vor dem ersten Riesenslalom der Saison. „Es ist soweit ganz okay.“
Alle Jahre wieder kommt die Branche im Ötztal zum ersten Mal nach der Sommerpause zusammen, und wieder ist die Gesundheit des Technik-Stars aus Partenkirchen eines der Themen beim Deutschen Skiverband (DSV). „Stand jetzt bin ich mir hundertprozentig sicher, dass der Rücken hält“, meinte Neureuter vor Beginn seiner 13. kompletten Saison im Weltcup am kommenden Wochenende. Ein Restrisiko für eine Absage besteht zwar, aber die Signale vom Training im Mölltal sind positiv.
Neureuther ist inzwischen so etwas wie der Oldie bei den deutschen Herren, Fahrer wie Slalom-Vizeweltmeister Fritz Dopfer oder Linus Strasser sitzen dem deutschen Rekord-Weltcupsieger im Nacken. Aus einem Ein-Mann-Technikteam ist innerhalb des letzten Jahrzehnts eine Truppe geworden, in der mehr als einer für Podestplätze sorgen kann.
Dem langjährigen Alleinunterhalter Neureuther gefällt das, nach den enttäuschenden Winterspielen von Sotschi hat er schon jetzt Olympia 2018 in Pyeongchang ins Auge gefasst. „Mir tut es unheimlich gut, wenn ich so ein Fernziel habe“, sagte er. Dass für einen Körper wie seinen drei weitere Jahre als Hochleistungssportler eine große Herausforderung sind, weiß er. Deshalb geht er einen Sonderweg. In einer Saison ohne Großereignis „kannst du auch mal Sachen probieren“.
Im Gegensatz zum restlichen Team flog Neureuther im Spätsommer nicht ins Trainingslager nach Südamerika, sondern arbeitete individuell in der Heimat. Trainer Mathias Berthold holte einen Physiotherapeuten ins Team, der ihn in Garmisch behandelte. „Ich bin ohne Schmerzmittel und Spritzen über den Sommer gekommen“, berichtete Neureuther stolz. Künftig will sich der Sportler aufwendige Leidenstrips durch Deutschland zur Behandlung seines maladen Rückens sparen. „Die Jahre davor bin ich ungefähr 20 000 Kilometer im Jahr im Auto gesessen, um zu Physios und Ärzten zu fahren. Das mache ich nicht mehr“, sagte er.
Am 8. September stellte sich Neureuther erstmals nach einem Bandscheibenschaden im März wieder auf Skier, am Hintertuxer Gletscher zog er gleich ein paar Schwünge in den Schnee. „Mir geht es wirklich richtig, richtig gut, auch vom Kopf her“, fand er.
Das klingt vielversprechend für den WM-Zweiten von 2013 und WM-Dritten aus dem Februar diesen Jahres. Neureuther ist ohnehin ein Gefühlsfahrer - während sein Dauerrivale Marcel Hirscher auf Explosivität und Kraft baut, holt sich Neureuther die Geschwindigkeit viel mehr und vor allem aus seiner Technik. „Felix ist ein Genie“, lobte Hirscher seinen Konkurrenten im Magazin „Focus“ in der Vorwoche. „Der hat Talent und Können - sensationell. Der hat einfach eine Gabe.“ Die, auch wenn Neureuther das noch nicht sagt, dem populärsten deutschen Skifahrer nach drei zweiten Plätzen am Ende die erste Slalom-Kugel ermöglichen soll. Wenn er gesundbleibt.