Neureuther greift in Schladming an
Schladming (dpa) - Vor zehn Jahren brachte Felix Neureuther mit flotten Sprüchen das Lachen in der WM-Tristesse von St. Moritz zurück - jetzt will der Techniker die Durststrecke bei Weltmeisterschaften beenden.
Die erste Einzel-Medaille eines deutschen Alpin-Herren seit Florian Eckert 2001 soll her.
„Ich habe eine sehr gute Ausgangsposition und das ist die erste Weltmeisterschaft, die ich richtig genießen kann“, sagte der 28-Jährige. An diesem Dienstag vor zehn Jahren begann die WM-Geschichte Neureuthers, in der das große Happy End in den Einzelrennen noch aussteht.
Unter Druck setzen mit großen Prognosen oder Zielen will er sich nicht, ein zweites Garmisch möchte der viermalige Weltcup-Sieger keineswegs erleben. Bei der Heim-WM auf seinem Gudiberg brach er förmlich unter der Last der Erwartungen zusammen. „Ich rufe das schon immer wieder in Erinnerung, was dort war, einfach, um nicht noch einmal die gleichen Fehler zu machen“, erklärte er vor seinen sechsten Weltmeisterschaften. Trotz dieser reichhaltigen WM-Erfahrung ist etwas neu für ihn.
„Ich freue mich sehr, es ist das erste Mal, dass ich eine WM genießen kann“, sagte Neureuther. „Ich bin das erste Mal richtig heiß drauf, weil das erste Mal schon vor der Saison nicht die Zweifel überwiegen, sondern die Freude auf das, was kommt.“ Neureuther fährt in diesem Winter in der Form seines Lebens, ist konstant wie nie und stand bei zwei Siegen insgesamt sechsmal auf dem Weltcup-Podest.
Bei zehn WM-Einzelstarts war Rang vier im Slalom von Val d'Isère das beste Ergebnis für Neureuther, die WM-Medaille war aber in Are 2007 greifbar nahe. Ganz oben stand er 2005 in Bormio auf dem Podest, als er mit dem Team zu Gold rauschte. „Früher war ich das Chicken jetzt bin ich der Älteste“, sagte er mit Blick auf den Team-Wettbewerb, bei der ersten von drei Medaillenchancen für ihn in Schladming. „Aber eine Weltmeisterschaft schreibt ihre eigenen Gesetze und da kann immer irgendwo was passieren.“
Groß ist sein Vertrauen in das gesamte Technik-Team, zu dem noch Fritz Dopfer, Stefan Luitz und Philipp Schmid gehören. „Wir haben es geschafft, dass wir als deutsche Herren mittlerweile ganz anders wahrgenommen werden, auch im Ausland. Die Jungs wissen sehr wohl, dass da nicht mehr irgendwelche Haubentaucher daherkommen, sondern dass es um die Wurst geht“, betonte Neureuther.
Lockere Sprüche wie einst über „Ski-Hasen“ oder die Ausscheider-Historie in seiner Familie sind Vergangenheit. „Ich habe ein paar Dinge rausgehauen, jugendlicher Leichtsinn“, meint er jetzt. Doch der gereifte Neureuther ist nach wie vor sehr witzig. Als er von seiner Rolle im Team-Event von 2005 sprach, verglich er sich mit der „Martina Ertl der damaligen Zeit“. Und revidierte kurz darauf. Er wollte damit nicht gesagt haben, dass er jetzt „die alte Schachtel des Teams“ ist.