Höfl-Riesch nach „Herzklopfen“ zur Bronzemedaille
Schladming (dpa) - Franz Beckenbauer musste auf Bronzemedaillengewinnerin Maria Höfl-Riesch warten. Als sich die Doppel-Olympiasiegerin noch nicht einmal umgezogen hatte, saß der Ehrenpräsident des FC Bayern schon in „Marias Corner“ am deutschen WM-Treff.
Bei ein „bisschen Atmosphäre wie beim Fußball“ hatte Beckenbauer zuvor bei der entschlossenen Fahrt von Höfl-Riesch mitgefiebert - und wo der „Kaiser“ ist, ist in der Regel auch Erfolg. „Es hat mich sehr gefreut, dass der Franz gesagt hat, er kommt zum Rennen“, sagte Höfl-Riesch und wollte sich später mit Beckenbauer zum Anstoßen für ihre Bronzemedaille in der Abfahrt treffen. „Er war ein guter Glücksbringer.“
Natürlich hatte Höfl-Riesch keine 48 Stunden nach dem Sieg in der Super-Kombination von Schladming bei der „Medaille in der Königsdisziplin“ angesichts von vier Hundertstelsekunden Vorsprung auf Rang vier auch etwas Glück. Aber vor allem war es ihrem Können, ihrer Entschlossenheit und dem nach Gold gesteigerten Selbstvertrauen zuzuschreiben, dass es zum insgesamt fünften WM-Edelmetall gereicht hatte. „Das war ein verrücktes Rennen heute, ein ziemliches Favoritensterben“, sagte die 28-Jährige. „Zwei Medaillen nach drei Rennen, das ist natürlich super. Ich bin überglücklich.“
Nach ihrer Fahrt wartete, zitterte, bangte Höfl-Riesch bis die Teilnahme an der zweiten Siegerehrung feststand. Wie vor zwei Jahren gab es Bronze in der Abfahrt. „Bei mir ist heute keine Gänsehaut, nur Herzklopfen und Zittern“, schilderte die Skirennfahrerin ihre Gefühle. Gold ging überraschend an die Französin Marion Rolland, die ihre Freude im Ziel lauthals herausschrie. Platz zwei sicherte sich die Italienerin Nadia Fanchini. Rolland hatte noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen, Fanchini gerade mal eins.
„Es war sicher ganz anders, als man es eigentlich erwartet hätte“, sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier nach der zweiten von insgesamt drei angestrebten Medaillen. „Es ist sehr angenehm, wenn du dabei bist.“
Seit Rosi Mittermaier 1976 war keine deutsche Alpine mehr bei einer einzelnen WM mehr so erfolgreich wie Höfl-Riesch in der Steiermark. „Ich bin superhappy und es gibt keinen Grund, sich über irgendwas zu beschweren“, erklärte Höfl-Riesch und gönnte dem Trio die Plaketten. „Es ist das Kreuzbandpodium. Jede von uns hat mindestens schon zwei Kreuzbandrisse gehabt.“
Wegen Stürzen gleich zu Beginn des Rennens wurde der Medaillenkampf schon früh zur Nervenprobe. Anders als beim wegen Nebels ständig verschobenen Super-G durften sich die Damen aber diesmal bei Sonnenschein auf die „perfekt präparierte“ (Renndirektor Atle Skaardal) Sepp-Streicher-Piste wagen. Auch Veronique Hronek (Unterwössen) gehörte dabei mit Startnummer fünf zu den Leidgeplagten. Die 21-Jährige verlor die Linie und landete im Fangzaun. „Bisserl Blessuren, aber sonst passt alles“, sagte Hronek.
Die Abfahrt war nichts für die Favoritinnen. Anna Fenninger (Österreich) wurde Elfte, Tina Maze (Slowenien) ging nach zwei Medaillen in Super-G und Kombination als Siebte ebenfalls leer aus. Dagegen freute sich Rolland, die bei Olympia 2010 noch der große Pechvogel gewesen war. Schon gleich nach dem Start der Abfahrt von Whistler war die Französin im Schnee gelandet - und hatte sich dabei zu allem Übel auch noch einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen. Als einzige Mitfavoritin kam Höfl-Riesch auf der „Eisglatze“ auf das Podium.
Für Höfl-Riesch ist die Medaillenjagd in Schladming damit noch nicht zu Ende. Nach dem geplanten Plausch mit dem von ihrem Ehemann gemanagten Beckenbauer geht es schnell weiter mit den nächsten Aufgaben. Am Dienstag könnte sie im Team-Event wieder in den Kampf mit eingreifen („Ich hoffe, ich kann fahren“), beim Slalom am kommenden Samstag zählt sie zu den Favoritinnen. Und im Riesenslalom traut ihr Cheftrainer Thomas Stauffer ebenfalls einen Spitzenplatz zu.