Neureuther holt „Selbstvertrauen“ und will durchstarten
Beaver Creek (dpa) - Beim Riesenslalom-Spektakel von Beaver Creek reichte es für Felix Neureuther noch nicht für einen Podestplatz, doch auch Rang sieben brachte dem 29-Jährigen jede Menge Zuversicht auf dem langen Weg nach Sotschi.
„Mir hat Amerika gut getan, um wieder ein bisschen Selbstvertrauen aufzubauen. Jetzt freue ich mich schon sehr auf die Rennen in Europa“, erklärte Neureuther. Die Probleme in der Saisonvorbereitung, in der der WM-Zweite des Slaloms wegen einer missglücken OP monatelang pausieren musste, sind „Gott sei Dank“ vorbei, wie Neureuther betonte. Auch das Pech von Sölden, als ihm die Bindung aufging, oder der unfreiwillige Salto im Rennen von Levi - alles abgehakt.
Noch am Flughafen postete Neureuther ein Foto, das ihn mit geschlossenen Augen auf einem Gepäckwagen zeigt. „Gerade in München gelandet und happy über den siebten Platz mit Olympia-Quali“, betonte der 29-Jährige. „I need to slepp.“ Rechtzeitig zum Auftakt der Europa-Rennen am kommenden Wochenende in Val d'Isère, wo im Vorjahr mit Rang zwei im Slalom und Platz vier im Riesenslalom Neureuthers bester Winter startete, ist der Partenkirchener Skirennfahrer wieder in Form. „Das war eine sehr souveräne Vorstellung von Felix“, lobte Alpindirektor Wolfgang Maier.
Nach der „aktiven Olympiaverweigerung“ der Speedherren sandten die Techniker „ein deutliches Lebenszeichen“. „Und in Europa geht das Spiel immer wieder von Null los“, erklärte Maier. Im gesamten Team sorgte bislang vor allem Maria Höfl-Riesch für die Glanzlichter. „Ich weiß, das ich gut in Form bin und einen guten Grundspeed habe“, erklärte die Doppel-Olympiasiegerin nach zwei Erfolgen am Wochenende.
Das Tempo stimmt auch bei Neureuther, was seine drittbeste Zeit Laufzeit im Finale hinter den an eins und zwei rangierenden Amerikanern Ted Ligety und Bode Miller unterstrich. Zudem war für das deutsche Technik-Ass der siebte Platz nach den beiden Ausscheidern von Lenzerheide im März und Sölden zum diesjährigen Saison-Auftakt ein eminent wichtiges Riesenslalom-Ergebnis, um sich weiter einen guten Startplatz zu sichern.
Insgesamt war er nur dreimal schneller in seiner einstigen Problemdisziplin unterwegs. „Ich habe gewusst, dass ich schnell bin und das ist eine Bestätigung für mich“, schilderte Neureuther. Hinter ihm boten Stefan Luitz als 9. und Fritz Dopfer als 16. gute Vorstellungen. Auf das Olympia-Ticket müssen die beiden mit der halben Norm in der Tasche im Gegensatz zu Neureuther aber noch ein bisschen warten.
„Stefan Luitz war der eigentliche Gewinner des Rennens. Bei Felix hat man ohnehin eine gewisse Erwartungshaltung, aber Stefan kehrt nach einem Kreuzbandriss stark zurück. Einfach klasse. Der hat einfach eine besondere Preisklasse“, hob Maier hervor. Vor zehn Monaten riss sich der mittlerweile 21-Jährige das Kreuzband im rechten Knie. Nun fährt er schon fast wieder in der Form aus dem Vorjahr, als er Riesenslalom-Zweiter wurde. Und auch Dopfer, dessen zwei Stürze von Kranjska Gora und Garmisch-Partenkirchen Wirkung zeigten, bot nach Ansicht von Maier im Finale „eine klare Korrektur“.
Extra-Klasse fuhren im zweiten Durchgang die beiden Amerikaner. Weltmeister Ligety als der „mit Abstand beste Riesenslalom-Fahrer“, so Maier, fuhr den achten Sieg in den vergangenen zehn Rennen ein. Und Miller ließ im Comeback-Winter mit seinem ersten Riesenslalom-Podest seit sechs Jahren aufhorchen. „Brutal. Das war die Überraschung des Tages“, sagte ein erfreuter Maier nach der eindrucksvollen Show von Miller. „Er war nicht umsonst viele Jahre der weltbeste Skifahrer.“