Neureuther: „Ich weiß, dass ich großes Glück hatte“
Beaver Creek (dpa) - Felix Neureuther spricht nach der WM-Bronzemedaille im Slalom über seine Gefühle bei der Siegerehrung, die Aussichten auf die Kristallkugel und seine Freude für Teamkollege Dopfer.
Fritz Dopfer musste bei der Siegerehrung mit den Tränen kämpfen - Sie auch?
Felix Neureuther: Ich habe nicht so mit den Tränen gekämpft. Wie soll ich sagen? Ich war mir sicher, dass es nicht zu einer Medaille reicht. Weil ich einen sehr großen Fehler im zweiten Durchgang gehabt habe. Dann scheidet auf einmal der Marcel aus und dann ist man Dritter. So richtig freuen will ich mich dann auch nicht. Es ist natürlich super, ich freu mich, dass ich Dritter bin. Aber ich weiß schon sehr wohl, dass ich großes Glück hatte.
Andererseits hatten Sie nach viel besseren Leistungen auch schon Pech - nun war es umgekehrt.
Neureuther: Ja klar. Daran sieht man halt auch, dass es dann läuft. Wenn du mal nicht so gut fährst, dann stehst halt trotzdem auf dem Podium.
Sie sind im Slalom diese Saison mit einer Ausnahme immer auf dem Podest gestanden. Was bedeutet es ihnen, das jetzt bei der WM bestätigt zu haben?
Neureuther: Es ist nicht einfach, wenn du vorher solche Leistungen bringst und jeder erwartet was von dir und sagt: du musst. Dann wirst du im Riesenslalom Vierter, was das Ganze auch nicht wirklich einfacher gemacht hat. Dann steckt der Norweger da einen ersten Durchgang runter, dass es ein Gegurke war, dass es brutaler nicht mehr ging. Dann hast du natürlich auch zu kämpfen, machst keinen optimalen zweiten Durchgang und bist trotzdem Dritter. Das ist schon eine große Befreiung. Ich denke, dass ich heute wieder gezeigt habe, dass ich dem Druck sehr wohl standhalten kann. Ich denke, dass ich echt sehr, sehr glücklich nach Hause fahren kann.
Bis zur möglichen Kristallkugel sind es noch zwei Rennen. Wie sehr hilft einem da die Medaille bei der WM?
Neureuther: Was heißt helfen. Es sind zwei Rennen, da fängt es wieder bei Null an. Aber wenn du die WM verbockst - es ist relativ knapp im Slalom-Weltcup - das würde das Ganze nicht unbedingt einfacher machen. Ich weiß sehr wohl, wenn das dann wieder nicht funktioniert hätte, nicht hier und dann auch nicht beim Slalom-Weltcup, dann wäre das Geschrei wieder groß gewesen. So hat man eine Medaille. Deswegen kann man jetzt schon sagen, dass es eine sehr gelungene Saison ist und ich kann bei den letzten zwei Rennen ganz befreit auffahren.
In Schladming hieß es oft: Toll für Felix, endlich eine Medaille. Jetzt heißt es: Toll für Fritz, endlich eine Medaille.
Neureuther: Der Fritz hat das definitiv auch verdient. Der ist eine super Saison gefahren, heute der zweite Platz, das ist natürlich super. Ich freue mich sehr. Der erste Sieg (für Dopfer) wird sicher noch irgendwann einmal kommen.