Neureuther kann Riesenslalom-Sieg nicht krönen
Adelboden (dpa) - Die Krönung eines herausragenden Wochenendes blieb Felix Neureuther einen Tag nach seinem denkwürdigen Sieg im Riesenslalom verwehrt. Der Skirennfahrer fädelte als Zweiter des ersten Durchgangs beim Slalom im Zielhang ein und schied aus.
Adelboden verließ er vier Wochen vor den Olympischen Winterspielen aber trotzdem mit einem guten Gefühl. „Das gestern war unbeschreiblich, daran ändert auch der Einfädler heute nichts“, sagte Neureuther. Der erste Riesentorlaufsieg eines deutschen Fahrers seit fast 41 Jahren „hat in Deutschland ganz schön was ausgelöst“, meinte er im ORF stolz zu dem Coup vom Vortag.
44 Sekunden lang sah es auch bei seinem zweiten Auftritt auf dem Chuenisbärgli in der Schweiz so aus, als könnte Neureuther mindestens für einen weiteren Podestplatz sorgen. Dann aber „habe ich den Schwung ein bisschen zu früh angesetzt und es war vorbei. Das ist schon ärgerlich“, sagte er. Den Sieg sicherte sich Weltmeister Marcel Hirscher aus Österreich. Fritz Dopfer wurde 14., Philipp Schmid fuhr auf Rang 24 und hat nun nur noch zwei eine Chancen für die Olympia-Qualifikation.
Neureuther dagegen hatte schon mit dem unerwarteten Sieg vom Samstag große Hoffnungen für Sotschi geweckt - auch wenn Alpindirektor Wolfgang Maier nur ungern darüber spricht. „Olympia ist noch weit weg. Es hat auch noch nie gut getan, wenn man die Leute zu sehr unter Druck setzt“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Freuen aber dürfte Maier, dass sich Neureuther von seinen zahlreichen Handicaps nicht mehr aus der Bahn werfen lässt. „Das ist schon fast ein Markenzeichen vom Felix, dass immer irgendwas ist.“
Im Sommer die misslungene Operation am Sprunggelenk, in deren Folge Neureuther nahezu die komplette Vorbereitung verpasste und erst im September mit Skifahren beginnen konnte. Dann ein Trainingssturz, der ihm eine schmerzhafte Rückenprellung bescherte und - viel schlimmer - einen knöchernen Kapselausriss am rechten Daumen. Schläge auf die verletzte Hand verursachen schlimme Schmerzen, im Ziel verzieht Neureuther seither immer wieder das Gesicht.
Nach einem „Warnschuss“ im Training fuhr er schließlich mit Gips, schnitt ihn sich für den Slalom aber wieder ab. „Ich habe mit Gips probiert zu fahren, das hat absolut keinen Sinn gemacht“, berichtete er nach dem ersten Durchgang. Schmerzfreiheit zählt daher zu seinen großen Wünschen für 2014. „Ich wäre sehr froh, wenn ich irgendwann mal gesund werden würde“, sagte er.
Trotz Handicaps zeigt die Leistungskurve von Neureuther seit Monaten aber steil nach oben. In den vergangenen 26 Weltcuprennen fuhr er 15 Mal unter die besten Fünf, kam neunmal auf das Podest und holte fünf Siege. Dazu ist der Sohn von Rosi Mittermaier und Christian Neureuther seit den Weltmeisterschaften durch Slalom-Silber auch den Vorwurf los, bei Großereignissen nicht liefern zu können.
Die Form stimmt also, die Aussichten auch. „Ich bin gut drauf und ich weiß, dass ich sehr schnell sein kann. Aber wenn ich gesund bin, kann ich noch schneller Skifahren“, sagte er. „Was 2014 noch kommt... es hat schon mal sehr gut angefangen.“