Neureuther siegt in Kitzbühel - Höfl-Riesch in Goldform
Cortina d'Ampezzo (dpa) - Felix Neureuther sang nach seinem zweiten Slalom-Triumph in Kitzbühel leise die Nationalhymne mit, Maria Höfl-Riesch winkte nach dem Abfahrtserfolg freudestrahlend vom Siegerpodest.
Mit dem ersten Doppelerfolg seit einem Jahr haben Deutschlands Alpin-Asse zwei Wochen vor Olympia die Vorfreude auf Sotschi kräftig gesteigert. „Kitzbühel zu gewinnen ist immer was Besonderes. Das ist der größte Klassiker, den man überhaupt gewinnen kann“, schwärmte Neureuther nach seinem insgesamt achten Weltcup-Erfolg. „Im zweiten Durchgang war ich so knapp dran, dass ich ausscheide. Es war verrückt, so viele Schläge. Aber ich habe es geschafft.“
Auch Höfl-Riesch strahlte wieder als Gewinnerin. Nach Rang zwei im Super-G und Platz eins in der Abfahrt bei den Speedfestspielen von Cortina d'Ampezzo will die Doppel-Olympiasiegerin nun weitere Erfolge. „Ich bin jetzt voller Selbstvertrauen“, sagte die Skirennfahrerin nach ihrem dritten Weltcup-Sieg im Olympia-Winter. „Schön wäre natürlich noch mal ein Doppelsieg nach Lake Louise.“ In Kanada hatte die 29-Jährige im Dezember mit zwei Erfolgen in der Abfahrt den Grundstein für ihre Führung im Gesamtweltcup gelegt - und will den Vorsprung noch am Wochenende in den Rennen drei und vier auf der Olympia-Strecke von 1956 ausbauen.
Wie vor einem Jahr feierten die deutschen Alpinen wieder zwei Siege an einem Tag. Damals gewannen Viktoria Rebensburg in Cortina und Neureuther in Wengen - das war davor zuletzt Markus Wasmeier und Katja Seizinger in den 1990er Jahren geglückt. „Das ist schon eine unglaubliche Bilanz für uns, damit meine ich den DSV. Es gibt halt so Tage, da läuft's“, frohlockte Alpindirektor Wolfgang Maier in Kitzbühel und umarmte Neureuther herzlich. „Es gibt so Glückstage, und so einer ist heute.“
Neureuther legte den Grundstein für den 25. Weltcup-Podestplatz im ersten Durchgang, als er im Schneetreiben von Kitzbühel schon auf den zweiten Rang vorfuhr. Oder „gut runtergestolpert“ war, wie er selbst scherzte. „Die Sicht ist brutal, die Kurssetzung ist extrem und die Piste schlecht“, schilderte der 29-Jährige und hielt sich nicht mit der kritisierten Kurssetzung auf. Da Weltmeister Marcel Hirscher (Österreich) nach rund 30 Sekunden im Finale patzte und nur 23. wurde, durfte sich Neureuther auch über 70 000 Euro Siegprämie freuen. Er rettete 0,57 Sekunden auf den Norweger Henrik Kristoffersen ins Ziel, atmete kurz vor der Siegerehrung tief ein und ließ sich im Flutlicht feiern. Dritter wurde Patrick Thaler aus Italien. Fritz Dopfer wurde Zehnter, zeigte aber aufsteigende Form.
Weiter in guter Verfassung fährt Höfl-Riesch. Sie ist Top-Anwärterin auf den nächsten Sieg bei den Frauen. Vor der Abfahrt am Samstag und dem Super-G am Sonntag, den beiden letzten Speedrennen vor Olympia, liegt Höfl-Riesch mit 961 Punkten 158 Zähler vor Tina Weirather (803). Die Liechtensteinerin wurde auf der verkürzten Schussfahrt am Freitag Zweite. Nach dem Ausfall von Viktoria Rebensburg raste Nicole Schmidhofer aus Österreich mit Startnummer 39 noch auf Rang drei. Dadurch entriss sie ihrer Teamkollegin Anna Fenninger fünf Punkte für die Gesamtwertung. Fenninger wurde hinter Lara Gut (Schweiz) und Stacey Cook (USA) Sechste und hat als Dritte des Gesamtklassements nun bereits 167 Zähler Rückstand auf Doppel-Olympiasiegerin Höfl-Riesch.
Die souveräne Führung bereitet der für den SC Partenkirchen startenden Sportlerin aber nicht nur Freude, sondern auch ein wenig Kopfzerbrechen. Denn zwei Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi steigern Siege und Platz eins in der Gesamt- wie in der Abfahrtswertung die öffentlichen Ansprüche immens. „Es kann schnell wieder in die andere Richtung gehen. Ich will die Erwartungen von außen nicht ins Unermessliche treiben“, warnte Höfl-Riesch. „Natürlich tut man sich leichter, wenn man so einen Lauf hat, aber auch das ist keine Garantie für eine Medaille.“