Neureuthers Härtetest: „Die Favoriten sind noch andere“
Levi (dpa) - Kälte ist für ein schmerzendes Kreuz reines Gift - aber die Minusgrade am Polarkreis beschäftigen Felix Neureuther aus einem anderen Grund.
„Für die Zehen ist es schlechter als für den Rücken“, scherzte der beste deutsche Skirennfahrer vor seiner Premiere im WM-Winter über die Temperaturen weit unter null Grad. Auf den Auftakt in Sölden verzichtete Neureuther wegen der Folgen seines entzündeten Lendenwirbels, im finnischen Levi will er nun am Sonntag sein Saison-Debüt geben. „Ich werde auf alle Fälle starten“, sagte der 30-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. „Vom Rücken her muss ich klar ein bisschen aufpassen, aber es geht eigentlich echt gut.“
Gedanken an die Titelkämpfe im Februar 2015 oder die Slalom-Kugel, die Marcel Hirscher aus Österreich vergangene Saison mit nur 15 Punkten Vorsprung einheimste, will Neureuther aber noch keine verschwenden. „Das ist für mich zu weit weg“, meinte der WM-Zweite im Slalom. „Ich brauche schon noch ein bisserl. Es war eine ziemlich lange Pause. Bis der Rücken die Belastungen wieder gewohnt ist, das dauert einfach Zeit“, sagte er vor seinem 180. Weltcup-Auftritt. „Ich werde in diesem Rennen alles probieren. Aber die Favoriten sind sicher noch andere.“
Teamkollege Fritz Dopfer etwa hat ihn im Training beeindruckt. „Der Fritz fährt schon sehr, sehr stark. Der hat natürlich auch viel Selbstvertrauen von Sölden“, berichtete Neureuther. Dopfer war beim Riesenslalom auf dem Rettenbachferner starker Zweiter geworden.
Philipp Schmid, der sich am Mittwoch in der internen Quali des Deutschen Skiverbands (DSV) durchsetzte, sollte in Neureuthers Augen problemlos in den zweiten Durchgang der besten 30 Fahrer kommen. „Der hat in Levi schon gute Vorstellungen gegeben“, meinte auch DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier. „Wenn sich der Fritz unter den Top 10 und der Felix unter den Top 15 bewegen, dann wäre das ein Beginn, den wir als ordentlich bezeichnen können.“ Bei den Frauen am Samstag hofft Maier auf „zwei bis drei Leute unter den besten 15“.
Für Neureuther müsse man den Wettkampf „als Orientierung sehen“, betonte Maier. Dass sich seine Speerspitze im starken Technik-Team des DSV von Problemen und Verletzungen aller Art fast nicht aus der Ruhe bringen lässt, bewies er immer wieder. Denn auch die Vorbereitung auf die vergangene Saison hatte den Namen eigentlich nicht verdient. Nach einer Operation im Sommer 2013 am linken Sprunggelenk hatte er große Probleme mit der Wundheilung. Statt zwei Wochen dauerte der Genesungsprozess mehr als vier Monate. Viele Fahrten absolvierte Neureuther in einem Spezialschuh.
Weitere Blessuren aus dem Olympia-Winter: ein Bänderanriss im rechten Sprunggelenk aus dem Oktober und Rückenprellungen sowie einen knöchernen Kapselausriss am rechten Daumen aus dem Training im Dezember. Neureuther musste deswegen lange mit einer Schiene fahren - konnte am Ende aber trotzdem auf seine erfolgreichste Saison im Weltcup zurückblicken. Allein im Januar gelangen ihm in sechs Rennen drei Siege und insgesamt fünf Podestplätze. Noch ist also überhaupt nichts passiert, findet auch Neureuther: „Levi ist ganz gut, damit ich mal wieder ein Rennen fahre und reinkomme. Speziell auch für Dezember und Januar. Da geht es für mich dann erst richtig los.“