Neureuthers Kugel-Traum lebt weiter - DSV-Veränderungen
Méribel (dpa) - Der Traum von der Slalom-Kugel lebt für Felix Neureuther weiter. Denn Marcel Hirscher ist besiegbar - auch über die Dauer einer ganzen Saison. Darin war sich Neureuther trotz der knapp verlorenen Disziplinwertung gegen den Österreicher sicher.
„Ja. Absolut“, sagte der 30 Jahre alte Skirennfahrer der Deutschen Presse-Agentur ohne zu zögern. „Ich denke, dass man gesehen hat, dass er schlagbar ist. Meine Ausgangsposition war sehr, sehr gut. Ich muss mich einfach weiterverbessern und ich glaube schon, dass es dann auch möglich sein wird.“
Kampfansagen gen Österreichs Ski-Star wollte der beste Deutsche in der Geschichte des Alpin-Weltcups unmittelbar nach dem bitteren Ende des WM-Winters keine machen. Der erneute Angriff auf die erste Kugel seiner Karriere ist aber zwangsläufig das größte Ziel für die kommende Saison - Weltmeisterschaften oder Olympische Winterspiele stehen nicht im Kalender.
Ohne den Druck, sich für ein Großereignis qualifizieren zu müssen, sollen sich daher auch die anderen Athleten des Deutschen Skiverbands (DSV) weiter steigern. Herren-Cheftrainer Mathias Berthold sieht in seinem Bereich einige Top-15-Kandidaten. „Auf der Technik-Seite hoffe ich, dass wir nächstes Jahr fünf, vielleicht sechs Athleten haben. Das wäre die Zielsetzung“, sagte er vor der Abreise vom Weltcup-Finalort in den französischen Alpen.
Etwas mehr Zeit brauche man in den schnellen Disziplinen Abfahrt und Super-G. „Mit den Speedjungs müssen wir geduldig sein. Wir werden noch einige Junge einbauen in das Ganze“, sagte Berthold. Ungewiss ist allerdings, ob der Stärkste im Team seine Karriere fortsetzen kann. Tobias Stecherts Knie heilt seit Januar nicht, wie es soll.
Rückschläge wie dieser beschäftigen Bertholds Chef, DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier, unheimlich. Mit der Ausbeute von zwei WM-Plaketten (Fritz Dopfer/Silber und Neureuther/Bronze) sowie 13 Podestplätzen war er aber unabhängig davon zufrieden. „Die Jungs waren ehrlich gut, das ist ein sehr leistungsorientiertes Team auch für die Zukunft. Die Frauen haben deutlich Nachholbedarf“, urteilte er. „Die Jungs - Techniker und Abfahrer - bekommen eine Zwei. Die Mädels ziehen den Notendurchschnitt halt doch etwas nach unten, weil da nur Viktoria Rebensburg das erfüllen konnte, was man sich erwartet hat.“
Rebensburg holte im Riesenslalom WM-Silber. Das Ende der Saison verpasste sie verletzt. Ihr Heilungsverlauf sei allerdings gut, berichtete Maier.
Parallel zu den deutschen Meisterschaften, auf die Neureuther wegen neuerlicher Rückenbeschwerden verzichtet, finden in dieser Woche die Trainer-Klausuren statt. Schon während der Ski-WM im Februar hat Maier Veränderungen angekündigt. Die Chefs Berthold und Markus Anwander (Damen) sollen bleiben, weitere Details will der Alpinchef noch nicht preisgeben. Klar ist jedoch, dass sich nicht nur personell, sondern auch an der Förderstruktur im DSV etwas tun soll.
Darauf setzt auch Neureuther, um bei der Jagd nach der ersten Kugel noch mehr von der starken internen Konkurrenz zu profitieren. „Ich denke, dass wir als Team weiter wachsen werden.“ Dafür müsse man „das richtige Umfeld schaffen. Dann kann das Team in Zukunft noch sehr, sehr viel Freude machen“, betonte er. „Ich denke, dass wir extrem gut aufgestellt sind. Es kommen Junge nach, die sehr, sehr gut fahren und die uns im Training immer wieder fordern.“