Olympiasiegerin Rebensburg: Premiere in „Rot“

Aspen (dpa) - Nach dem Auftaktsieg in Sölden geht Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg den Nordamerika-Riesenslalom mit einer Extra-Portion Vorfreude an.

„Im roten Trikot der Führenden zu starten. Das ist ein tolles Gefühl. Da freue ich mich ganz besonders drauf“, sagte die 21 Jahre alte Skirennfahrerin vor dem Rennen im amerikanischen Aspen. Bei den Winterspielen in Vancouver fuhr sie als Überraschungs-Gewinnerin in die Riege der Großen vor - und beim Gletscherrennen Ende Oktober in Österreich bewies sie mit ihrem ersten Erfolg im Weltcup, dass der Coup von Olympia keine Eintagsfliege war.

„Ich bin froh, dass ich bewiesen hab', dass der Olympiasieg kein Ausrutscher war.“ So oder ähnlich klang das in allen Interviews nach dem Erfolg in Österreich vor einem Monat. Denn im Februar in Whistler freuten sich zwar die DSV-Leute über die überraschende Goldmedaillengewinnerin vom SC Kreuth. Von der einen oder anderen Konkurrentin aber wurde dagegen ein Ausrutscher der unbekümmerten Deutschen beklagt. Beim wegen des Nebels für einen Tag unterbrochenen Riesenslalom von Vancouver hatte Rebensburg die Nerven am besten im Griff und war im Finale „cool“ geblieben.

War das Schwungwunder aus Tegernsee bis zur Goldfahrt nur den Alpin-Fans bekannt, bemerkte sie nach dem Aufstieg in die deutsche Ski-Elite vermehrtes Interesse. „Der Sommer war dadurch ein bisschen stressiger. Aber das ist nicht negativ, denn man weiß einfach, dass der Winter gut war“, sagte Rebensburg, die seit dieser Saison von Philipp-Lahm-Vermarkter Roman Grill betreut wird. Im Sommer schaffte sie es auch abseits ihres Sports ins Fernsehen. In der Sendung „Das unglaubliche Quiz der Tiere“ machte es ihr zwar Spaß, aber zu viele solcher Termine möchte sie nicht wahrnehmen.

Anders als zum Beispiel Maria Riesch, die Glamour liebt, ist Rebensburg zurückhaltender und hält auch ihr Privatleben zurück. „Sie hat ihre ganz eigene Persönlichkeit und setzt sich sehr mit dem Sport auseinander“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier über „die Vicky“, die als 17-Jährige mit Platz acht bei der WM in Are erstmals in die Spitze vorfuhr. „Sie hat ein außergewöhnliches Skigefühl.“

Noch beim Training dieser Tage in Vail stand Maier am Pistenrand und begutachtete die dreimalige Junioren-Weltmeisterin. Da habe er sich wieder einmal gedacht, schilderte der Alpinchef, wie individuell sie ihren Fahrstil für sich ausgerichtet hat. Keine Kopie, sondern eine „ganz eigene Klinge“. Eigen und sehr trocken ist auch der Humor. Die plötzliche Blinddarm-Operation direkt nach der vergangenen Saison bezeichnete sie zum Beispiel schlicht als „vom Zeitpunkt optimal“.

Neben den sportlichen Zielen will sie in diesem Winter, der mit der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen seinen Höhepunkt hat, auch noch ein anderes Projekt vorantreiben: ihr Sportmanagementstudium. Auch wenn ihr dort bislang nicht alles gelang. Bei einer Prüfung wunderte sie sich, dass ein Thema gar nicht behandelt wurde. „Ich hab' leider die letzte Seite vergessen“, erinnerte sich Rebensburg, und kam trotz abgeschenkter 20 Punkte (von 50) mit einem blauen Auge davon. „Ich war überrascht, dass ich das noch relativ gut geschafft hab'.“