Rebensburg im Jahr eins nach Höfl-Riesch: „Anhaltspunkt“
Sölden (dpa) - Das Karriereende von Maria Höfl-Riesch rückt Viktoria Rebensburg ins Scheinwerferlicht. Lange stand die 25 Jahre alte Riesenslalom-Olympiasiegerin von 2010 vergleichsweise wenig beachtet im Schatten von Vorzeige-Wintersportlerin Höfl-Riesch.
Doch in Saison eins nach dem Rücktritt der dreimaligen Olympiasiegerin steht die letzte verbliebene Siegfahrerin bei den deutschen Alpin-Damen nun im Fokus wie nie. „Ich bin jetzt die achte Weltcup-Saison dabei, habe viele Erfahrungen gesammelt. Ich denke schon, dass ich der Anhaltspunkt bin für die anderen“, urteilte Rebensburg vor dem Auftakt in den WM-Winter am Samstag in Sölden.
An den Rettenbachgletscher im Tiroler Ötztal hat die Kreutherin beste Erinnerungen. 2010 feierte sie dort im Riesentorlauf ihren ersten von bisher zehn Weltcupsiegen; 2011 und 2013 fuhr sie als Zweite und Dritte ebenfalls auf das Podest. „Sie ist meine heißeste Kandidatin für ein Top-3-Ergebnis“, sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier, „sie hat sehr gute Trainingsfahrten gezeigt.“
Der Wechsel zu einer anderen Skimarke, für Profis eine enorme Umstellung, scheint sich bislang positiv auszuwirken. Auch Höfl-Riesch zeigt sich von Rebensburg überzeugt. „Wenn bei Großereignissen der Fokus eher auf mir lag, hat sie sich im Schatten sehr gut entwickeln können. Ich traue ihr die Leader-Rolle auf jeden Fall zu“, bekannte die 29-Jährige via „Sport Bild“.
Die Aufregung vor dem Start am Samstag ist trotzdem groß. „Es ist das erste Rennen, da ist die Nervosität mit am höchsten. Das macht es so speziell“, bemerkte Rebensburg. Als eine Art Kapitän der deutschen Ski-Frauen sieht sie sich gleichwohl nicht: „Wir reisen zusammen, sind als Team unterwegs. Aber jeder fährt das Rennen für sich.“
Ein erfolgreicher Auftakt von ihr würde aber auch den Kolleginnen helfen. Höfl-Riesch weg, in Markus Anwander ein neuer Cheftrainer da - viele Kleinigkeiten müssen sich erst einspielen. Gute Platzierungen schaffen Ruhe und lassen Kritiker verstimmen, glaubt Maier: „Wenn sie sich unter den besten Fünf oder dem Podium platzieren könnte, dann hätten diejenigen, die behaupten, dass nach der Maria erst mal nichts mehr kommt, erst mal keine Munition mehr“, sagte er.
Dass Rebensburg großes Potenzial hat, ist ohnehin unstrittig. So breit aufgestellt wie Höfl-Riesch es in den vergangenen Jahren war, ist sie allerdings nicht. Noch gehört sie nur im Riesenslalom zur absoluten Weltspitze, im Super-G und in der Abfahrt fehlte ihr bislang oft die Konstanz. Im Gesamtweltcup ist deshalb Rang sechs aus der Saison 2012/2013 ihr bestes Resultat. Aber möglichst schon in diesem Winter soll mehr drin sein. „Ich möchte in den Speed-Disziplinen den nächsten Schritt machen“, kündigte sie an.
Auf den Highspeed-Pisten will Rebensburg getreu dem Motto Learning by Doing vorgehen - auch mit Blick auf die nächsten Olympischen Winterspiele 2018 in Südkorea. „Je mehr Abfahrten man fährt, desto mehr Erfahrungen hat man da und kann dann hoffentlich in den Folgejahren davon profitieren“, erklärte die Bayerin. In der Vergangenheit habe ihr oft noch „das Selbstverständnis gefehlt“, räumte Rebensburg ein; das soll sich jetzt ändern.
Ihre Königsdisziplin bleibt freilich der Riesenslalom. Vor vier Jahren kürte sie sich noch als Ski-Küken in Vancouver zur Olympiasiegerin, dieses Jahr in Sotschi reichte es zu Bronze. Umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Rebensburg nach langer Krankheitspause wegen einer Lungenentzündung monatelang hatte kämpfen müssen, um überhaupt in Russland dabei zu sein. In diesem Winter schielt sie neben einer dritten Disziplin-Kugel im Riesenslalom auf die Weltmeisterschaften in den USA im Februar. „Ich habe noch keine WM-Medaille. Von daher ist das schon ein großes Ziel“, kommentierte Rebensburg.