Rekordjagd: US-Star Vonn holt Moser-Pröll mal wieder ein
Zauchensee (dpa) - Nach der Rekordfahrt von Altenmarkt-Zauchensee schnaufte Lindsey Vonn noch schwer, da fiel ihr schon Annemarie Moser-Pröll um den Hals.
An einem denkwürdigen Ski-Nachmittag ließ es sich die ehemalige Rennfahrerin nicht nehmen, ihre Rivalin im Kampf um die ewigen Bestenlisten persönlich zu beglückwünschen. Vonn hatte sich am Samstag den 36. Abfahrtssieg ihrer Weltcup-Karriere erkämpft und Moser-Prölls einzig verbliebene Allzeit-Bestmarke egalisiert.
Vonn sprach danach von einem „perfekten Tag“ und einem Start nach Maß ins Jahr 2016. Irgendwann aber schien es fast so, als sei es ihr ein wenig unangenehm, die so geschätzte Moser-Pröll schon wieder eingeholt zu haben. Erst in der Vorsaison hatte der US-Star ja die Spitze im disziplinübergreifenden Ranking an Weltcup-Siegen übernommen und zieht seitdem immer weiter davon. Nun war also auch die Abfahrtswertung fällig - dank ihrer bestechenden Form dürfte Vonn die frühere österreichische Rennfahrerin auch da hinter sich lassen.
„Sie ist die größte Legende im Skisport“, sagte Vonn und erzählte vom kurzen Plausch am Podest, bei dem ihr Moser-Pröll eine „unglaubliche“ Leistung attestiert habe. „Das war die größte Ehre überhaupt für mich“, meinte Vonn und erinnerte an den Januar 2015, als sie in Cortina d'Ampezzo zur erfolgreichsten Weltcup-Starterin der Geschichte avancierte. Dort war Moser-Pröll nicht vor Ort. „Sie ist so nett, ich habe so viel Respekt vor ihr“, sagte Vonn über die fünfmalige Weltmeisterin und Abfahrts-Olympiasiegerin von 1980.
Als Vonn dann darauf hingewiesen wurde, dass inzwischen doch sie selbst die Nummer eins im ewigen Klassement der Skirennfahrerinnen sei, winkte sie nur ab. „Das kann man so nicht sagen ...“, meinte sie.
Die Statistik kann's! Vonns beeindruckender Erfolg im Salzburger Land war ihr schon 72. im Weltcup. Das sind zehn mehr, als Moser-Pröll hat. Außerdem stand keine Rennfahrerin so oft auf dem Podium wie sie. Die 25 Erfolge der inzwischen 31-Jährigen im Super-G sind unerreicht, an diesem Sonntag kann in Zauchensee schon der nächste Sieg folgen.
Mehr als 15 Jahre nach ihrem ersten Weltcuprennen, damals noch unter ihrem Mädchennamen Lindsey Kildow, ist die Amerikanerin längst der ganz große Star der Branche und trotz etlicher schwerer Verletzungen weiterhin eine Klasse für sich. Bei der komplizierten Sprint-Abfahrt in Altenmarkt düpierte sie die Konkurrenz mit zwei Laufbestzeiten - während die Weltcup-Gesamtführende Lara Gut und auch Tina Weirather als zwei ihrer ärgsten Rivalinnen überhaupt nicht ins Ziel kamen.
Olympia 2018 in Pyeongchang ist Vonns letztes großes Ziel, daneben liebäugelt sie immer mal wieder mit einem Start bei den Herren. Herren-Skier fährt die Ausnahmesportlerin ohnehin bereits. Diese dürften sie zu weiteren Erfolgen tragen. Und dann wird vielleicht auch Vonn selbst irgendwann zugeben, die größte Rennfahrerin der Historie zu sein.