Riesch-Schwestern im Pech - Slalom-Debakel für DSV
Courchevel (dpa) - „Riesengroßes Pech“ für Maria Höfl-Riesch, wohl eine erneute Knieverletzung bei ihrer jüngeren Schwester Susanne Riesch und insgesamt ein Debakel für die Slalom-Damen des Deutschen Skiverbands:
Knapp 50 Tage vor den Olympischen Winterspielen war der Weltcup-Slalom in Courchevel aus deutscher Sicht eine frustrierende Veranstaltung. Während Marlies Schild aus Österreich mit ihrem 34. Slalom-Sieg den Rekord von Vreni Schneider einstellte, kam Marina Wallner als beste DSV-Athletin auf Rang 23. So schlecht war die Bilanz nach einem Torlauf zuletzt im Februar 2007 - vor mehr als sechseinhalb Jahren.
Das „katastrophale“ Abschneiden machte Alpindirektor Wolfgang Maier sprachlos. „Da haben mir kurzzeitig echt die Worte gefehlt“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Höfl-Riesch habe bis zu ihrem Aus stark angefangen. „Aber alle anderen, da weiß ich auch nicht, da muss ich schon fragen: Was tun wir hier?“ Er wolle allerdings nicht draufhauen, sondern „den konstruktiven Weg nach vorne suchen. Man zieht sich sonst ja nur selbst runter“, sagte Maier.
Schon im ersten Durchgang waren in Christina Geiger, Marlene Schmotz, Höfl-Riesch und ihrer Schwester vier von sieben Starterinnen ausgeschieden. Susanne Riesch verlor nach acht Sekunden ihren linken Ski und stürzte. Dabei verletzte sie sich offenbar erneut am Knie. Ein DSV-Trainer sagte, ein Kreuzbandriss sei wohl auszuschließen, aber der Meniskus oder das Außenband könnten betroffen sein. Von Rieschs Management hieß es, sie habe zwar keine Schmerzen, könne aber nicht auftreten. Am Mittwoch soll eine Kernspintomographie in Murnau Aufschluss über die Schwere der Verletzung geben. Nach zweieinhalb Jahren Verletzungspause hatte sie erst im November ihr Comeback gegeben.
Susanne Riesch war nicht das einzige Sturzopfer. Auch die französische Riesenslalom-Weltmeisterin Tessa Worley kam zu Fall und erlitt dabei einen Kreuzbandriss, womit sie für die Olympischen Spiele in Sotschi und den Rest der Saison ausfällt. Besonders bitter für die Franzosen: Erst im September hatte sich Abfahrts-Weltmeisterin Marion Rolland einen Kreuzbandriss im Training zugezogen.
Als erste von insgesamt 25 Fahrerinnen war die 29 Jahre alte Höfl-Riesch schon vor dem Sturz ihrer drei Jahre jüngeren Schwester ausgeschieden. Die Doppel-Olympiasiegerin haderte danach mit ihrem Einfädler, nachdem sie zu diesem Zeitpunkt sogar die Zwischenbestzeit gehalten hatte. „Das ist natürlich ein riesengroßes Pech und ärgerlich, dass es gerade mir passiert. Slalom ist eine sehr wichtige Disziplin für mich im Kampf um den Gesamtweltcup, da kann ich auf die schärfsten Konkurrenten am ehesten Punkte gutmachen“, sagte sie. „Deswegen schmerzt es schon sehr.“ Mit 21 Zählern Rückstand liegt Höfl-Riesch weiter auf Platz zwei der Gesamtwertung.
Besonders ärgerlich: Im Zielraum berichtete Höfl-Riesch von einem auf der Piste liegenden Handy, durch das sie irritiert worden sei. Ihr Einspruch sei aber abgelehnt worden. „Das finde ich jetzt nicht ganz in Ordnung, aber mei, da kann man nichts machen und muss damit leben“, sagte sie. „Abhaken und auf nach Val d'Isère, weiter geht's“, meinte Höfl-Riesch bezogen auf die anstehende Abfahrt am Samstag.
FIS-Renndirektor Atle Skaardal begründete die Entscheidung mit der Distanz zwischen dem Mobiltelefon und dem Tor, bei dem Höfl-Riesch letztendlich einfädelte. „Es war tatsächlich ein Handy auf der Strecke. Aber es war sechs bis sieben Tore oberhalb, von wo sie eingefädelt hat. Die Regel ist klar: Wenn man sich irritiert fühlt oder behindert, muss man gleich stehen bleiben. Sieben Tore später ist zu spät“, sagte der Norweger. Barbara Wirth (24.) und Lena Dürr (25.) sammelten noch ein paar Weltcuppunkte.
Österreich dagegen hatte Grund zum Feiern: 675 Tage nach Rang eins beim Weltcup in Soldeu-Grandvalira feierte Schild den 34. Slalom-Sieg ihrer Karriere. Gemeinsam mit Schneider ist sie nun Führende der ewigen Bestenliste. „Ich bin einfach überglücklich und stolz, dass ich mit der Vreni gleichziehen konnte“, sagte Schild im ORF. Jubeln durfte auch ihre jüngere Schwester Bernadette, die als Dritte den zweiten Podestplatz ihrer Karriere einfuhr und eine von sechs ÖSV-Athletinnen in den Top 10 war. Platz zwei sicherte sich Frida Hansdotter aus Schweden.