Riesenslalom: Ligety, Hirscher und ein Deutscher?

Schladming (dpa) - Gold und Silber sind wohl vergeben. Ted Ligety und Marcel Hirscher: Offen ist eigentlich nur, in welcher Reihenfolge die beiden herausragenden Skirennfahrer im Riesenslalom die Medaillen in Empfang nehmen dürfen - und wer hinter ihnen Bronze umgehängt bekommt.

Denn während in allen fünf Weltcup-Riesentorläufen die Siege an den Amerikaner Ligety (4) oder den Österreicher Hirscher (1) gingen, gibt es unter den Verfolgern einige Kandidaten auf Platz drei. Darunter auch Fritz Dopfer und Felix Neureuther.

Beide Athleten des Deutschen Skiverbands sind in Topform nach Schladming gekommen. Im Team-Event ermöglichte Dopfer der Mannschaft mit starken Läufen Bronze. Neureuther hatte bei seinem Unfall am Dienstagabend Glück, dass nichts richtig Schlimmes passiert ist und er den Schwung aus dem Weltcup wohl mitnehmen kann. Nach dem Training ließ er vermelden, das Knie mache fast keine Schwierigkeiten. Das ist gut für ihn, denn die Riesentorlauf-Generalprobe in Adelboden beendete Neureuther beim Sieg von WM-Titelverteidiger Ligety auf Platz drei. Zweiter wurde: Dopfer.

„Ich möchte die Leistungen der bisherigen Saison abrufen und mich nur auf mich konzentrieren“, sagte der 25-Jährige. Das ist einerseits eine beliebte Sportlerphrase, nach seinem besten Karriere-Resultat in der Schweiz aber eben wohl auch der Wille, nicht mehr mit einem Platz jenseits der Top Fünf zufrieden zu sein.

Der unermüdliche Arbeiter Dopfer war im Dezember 2011 der erste Deutsche nach fast 18 Jahren, der in einem Riesenslalom auf das Podest fuhr und hat sich seitdem in der erweiterten Weltspitze festgebissen. Zwei Ausfälle in dieser Saison trüben das Bild ein wenig, mit den restlichen Platzierungen sieben, vier und zwei muss sich der Athlet des SC Garmisch vor den weiteren Medaillenkandidaten Manfred Mölgg und Davide Simoncelli aus Italien oder den Franzosen Thomas Fanara und Alexis Pinturault aber nicht verstecken.

Und auch Neureuther hat sich in dieser Saison zu einem Kandidaten für die Top Ten entwickelt, mit Potenzial nach oben. „Derjenige, der die richtige Mischung aus Angriff, Aggressivität und Cleverness findet, wird schnell sein“, sagte der 28-Jährige zehn Jahre nach seiner WM-Premiere in St. Moritz. Ein Cocktail, der dem inzwischen wesentlich souveräner fahrendem Partenkirchener auf der eisigen und mitunter sehr steilen Strecke schmecken sollte. Dazu will Stefan Luitz wie beim sensationellen zweiten Platz von Val d'Isère für eine Überraschung sorgen - auch wenn den 20-Jährigen dafür eigentlich keiner auf der Rechnung hat.

Ganz sicher hingegen sind die Favoritenrollen für Hirscher und Ligety. Der 23 Jahre alte Österreicher aber versuchte bereits die Erwartungshaltung seiner Landsleute etwas zu dämpfen, die auch im Slalom am Sonntag nichts anderes als Gold von ihrem Helden sehen wollen. Im Riesenslalom gehe es „wie es aussieht nur um Silber“, meinte er angesichts der Gold-Serie von Ligety.

Der 28-Jährige aus Utah hat bereits vor seiner Spezialdisziplin die WM-Titel im Super-G und der Super-Kombination gewonnen und könnte der erste Skirennfahrer seit Jean-Claude Killy 1968 werden, der bei ein und derselben WM drei Titel gewinnt. „Es stellt sich die große Frage, wie man ihn jetzt im Riesentorlauf noch schlagen kann“, meinte Hirscher. Einmal hat er es in dieser Saison bereits geschafft - und das Saisonfinale auf der WM-Strecke vor einem Jahr hat er auch gewonnen.