WM-Bronze für Alpine: Deutsche im Hundertstelglück

Was mit einem Schrecken für Felix Neureuther begann, endete mit einer Medaille für das deutsche Team. Nach Gold 2005 durfte sich die Mannschaft um Dauer-Podestgast Maria Höfl-Riesch über Bronze freuen.

Als „Motor des Teams“ wurde Fritz Dopfer von allen Seiten gelobt.

Schladming (dpa) - Maria Höfl-Riesch und Lena Dürr zückten ihre Smartphones und hielten den besonderen Augenblick fest, Felix Neureuther dankte nach Team-Bronze erstmal dem überragenden Fritz Dopfer. Mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung hatte Dopfer die deutschen Alpinen im Flutlicht-Krimi zur ersehnten Medaille im Mannschaftswettbewerb geführt. Erleichtert nahmen die Ski-Kollegen Dopfer als Mann des Abends in den Arm. „Das war cool und hat mir schon sehr getaugt. Ich hab mit ihm mitgefiebert. Es waren ja alle Duelle extrem knapp. Das hat er sehr, sehr stark gemacht“, sagte Neureuther, der gleich in der ersten Runde bei einem Rennunfall viel Glück gehabt hatte.

Gemeinsam mit den Ersatzleuten Veronique Hronek und Stefan Luitz winkte das Quartett am Dienstag nach der dritte Medaille für den Deutschen Skiverband bei den Titelkämpfen glücklich vom WM-Podest. Und trotz aller Lobeshymnen blieb Dopfer gewohnt zurückhaltend. „Wir haben als Team Platz drei erreicht, das macht mich und uns stolz. Das war ein nervenaufreibendes Rennen“, erklärte Dopfer, der für Alpin-Direktor Wolfgang Maier „der Motor dieses Teams“ war. „Der Fritz war der Mann des Tages, er hat uns zweimal gerettet als Schlussläufer“, lobte Höfl-Riesch nach ihrer dritten Medaille in Schladming.

Großes Lob gab es auch vom deutschen Herren-Cheftrainer. „Der Fritz Dopfer hat heute sein Meisterstück abgeliefert. Richtig stark“, sagte Karlheinz Waibel. „Es war ein spannender Wettkampf, unheimlich stimmungsvoll. Nicht nur, wenn ein Österreicher kam, war da die Hölle los.“ Für einen Schrecken sorgte nicht nur bei ihm der durch einen kroatischen Gegner verursachte Rennunfall Neureuthers. „Der hat so viel Glück gehabt“, meinte Waibel. „Da ist es mir kurz heiß und kalt den Rücken runtergelaufen.“

An der bisherigen guten deutschen Bilanz ist vor allem Höfl-Riesch maßgeblich beteiligt: Nach Gold in der Super-Kombination und Bronze in der Abfahrt war es vor über 15 000 Zuschauern und prächtiger Stimmung auch ihre dritte Medaille in Schladming. „Eine bessere Werbung für den Skisport gibt es eigentlich nicht“, meinte sie.

Das erste Gold holte sich Österreich - beim ersten Einsatz von Star Marcel Hirscher. „Cool, es hat super viel Spaß gemacht“, sagte der Gesamtweltcupsieger nach einem „genialen Event“. Im Finale gab es einen klaren 4:0-Sieg gegen Schweden. Dagegen hatte Deutschland gegen Kanada beim 2:2 nur durch die bessere Zeitwertung gewonnen; dank Dopfers beherztem Auftritt mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung gegen Philip Brown.

Den Final-Einzug der Deutschen hatte der Gastgeber zuvor verhindert. Nach Dürr schied auch Höfl-Riesch im Halbfinale aus. Dopfer musste sich Hirscher, der auf dem schnelleren Kurs unterwegs war, geschlagen geben. Für Neureuther ging es bei dessen Niederlage um nichts mehr - 0:4. Aber immerhin schien sein rechtes Bein, das gleich im ersten Lauf etwas abbekommen hatte, nicht schwerer verletzt zu sein. „Der erste Gedanke war bloß, hoffentlich schneidet er ihm nicht mit der Kante den Unterschenkel auf“, sagte Maier vor den Technikrennen für das deutsche Technik-Ass. Am Freitag steht der Riesenslalom an, am Sonntag der Slalom.

Entsetzte Gesichter hatte es nicht nur bei Maier gleich nach Runde eins gegeben. Beim verwegenen Versuch, einen 1:2-Rückstand gegen den deutschen Topfahrer aufzuholen, war der Kroate Filip Zbcic weggerutscht und voll in Neureuther geknallt. Der 28-Jährige fasste sich ans Knie. „Ich glaube, dass ich ziemlich Glück gehabt habe. Der Kollege hat mich ziemlich abgeräumt“, sagte Neureuther. Er war stocksauer: „Die sollen sich überlegen, wen die da runter fahren lassen.“

Nach einer kurzen Schadensanalyse ging Neureuther mit dem Team auch das Viertelfinale an, wo es gegen Weltmeister Frankreich eine Zitterpartie gab. Nach Niederlagen von Dürr und Höfl-Riesch sowie einem Sieg Neureuthers hing schon hier alles an Dopfer, der hauchdünn gegen Steve Missillier gewann. Vier Hundertstelsekunden machten den Unterschied aus. Keiner ahnte, dass es später noch knapper werden würde.

Für Österreich war es der zweite Titel im nicht-olympischen Mannschafts-Wettbewerb nach 2007. Damals in Are wurde aber ebenso wie 2005, als Deutschland mit Neureuther die Premiere gewann, noch nach dem alten Format mit Super-G und Slalom gefahren statt im Parallel-Rennen wie seit 2011. Dort wurde Frankreich Weltmeister. Bei den Titelkämpfen 2009 war der Event wegen schlechten Wetters ausgefallen.